KRETA


Kreta: griechisch Κρήτη Kriti, lat. Creta („Kreide“), früher auch italienisch Candia. Die Insel ist 260 km lang, hat 1066 Kilometern Küstenlinie, ist 12- 60 km breit, hat 4 Gebirge bis 2456 m hoch mit fruchtbaren Hochflächen und tiefen Schluchten. 625 000 Einwohner, davon wohnen 174 000 in Städten. Etwa 30 Mill. Ölbäume, meist der Koroneiki-Olive, soll es geben. Aber Kreta ist nicht nur eine Insel der Olivenbäume, sondern seit alter Zeit auch eine Insel der Bienen.

4000 Jahre Imkerei auf der griechischen Insel Kreta


Die farbigen Kästen sind typisch für Kreta.

Im Oktober 2014 war ich für drei Wochen auf der griechischen Insel Kreta. Wie immer auf meinen Reisen interessiere ich mich auch hier für die Imkerei. Immer wieder sehe ich Bienenkästen mit Langstrothwaben im Macchiengürtel an der Küste. Berühmt ist der Kreta-Honig vor allem durch den Thymian-Nektar im Juni, Juli oder August (je nach Meerreshöhe), Majoran, Salbei, Zitrusfrüchte und den Honigtau von Pinien, die in den östlichen Bergen wachsen. Während meines Aufenthaltes im Oktober flogen die Bienen auf Efeu und Johannisbrotbaum. Im Vergleich zu unseren deutschen Honigpreisen ist der Honig teuer: 450 gr zu 7 bis 10,- €.

Die Kretische Biene Apis mellifera adami, benannt nach Bruder Adam, dem Züchter der Buckfast-Biene, ist eine schwarmfreudige Rasse. Ähnlich wie die nordafrikanischen Rassen setzt sie in einer engen Reihe am Wabenrand etwa 60-200 Weiselzellen an. Sieber (Reise nach der Insel Kreta im griechischen Archipelagus im ...) erzählt von einem Bienenstock, der dreizehnmal schwärmte und dessen Schwärme nach zwei Jahren noch lebten. Die Bienen sind sehr sanft wie auch die beiden Rassen im südlichen und nördlichen Griechenland, die der italienischen Rasse (apis mellifera ligustica) sehr ähnlich sind. Bei der Entnahme von Waben sitzen sie ganz ruhig, ohne aufzufliegen (bis 15 Minuten). Werden sie mit der nördlichen dunklen Biene gekreuzt, dann verliert sich ihre Sanftheit. (DIE KRETISCHE BIENE von Friedrich RUTTNER, PDF )

Die Biene kennt im Winter keine Brutpause. Während der Winter- und Frühjahrsmonate blühen auf Kreta Erica arborea, Cistus, Salvia, Lavendula. Es gibt zwei Brutgipfel, im April und im Juli. Dazwischen, im Mai, liegt eine sechswöchige Brutpause. Eine Haltung der kretischen Biene soll auch nördlich der Alpen möglich sein. Hybriden mit Carnica-Drohnen sollen sich als besonders brutfreudig und erwiesen haben. Auch auf der fast baumlosen Südseite von Kreta können Bienen gut leben, da in den Felsspalten genügend Blütenpflanzen wachsen. Eine ähnliche Situation findet sich in den noch trockeneren Bergländern des Oman und des Jemen.

Die Bienen produzieren kaum Propolis. Pollen werden nur vereinzelt vermarktet. Nur einmal in der Nähe von Matala habe ich einen Imker getroffen, der Pollen und Wachsblöcke verkaufte.

Bienenfeinde sind vor allem die Hornissen und Varroa-Milben und im Winter die Nosema. Oder andere Menschen? Am 12.4.207 stand in der Zeitung:

In einem Dorf auf der griechischen Insel Kreta sind 50 Millionen Bienen offenbar mutwillig vergiftet worden.

Wie die Präfektur der Inselhauptstadt Heraklion am Donnerstag mitteilte, ermittelt die Polizei auf Grund einer Anzeige der Imkervereinigung von Ostkreta, die von einer vorsätzlichen Tat in dem Dorf Selakano ausgehe.
Ersten Informationen zufolge erlagen die Bienen demnach großen Mengen Insektiziden. Die toten Insekten seien um die Bienenstöcke herum entdeckt worden. Insgesamt seien 930 Bienenstöcke betroffen, sagte ein Vertreter der Imker, Zacharias Gemistas.
Die Imker fordern laut Präfektur 300.000 Euro Schadenersatz. In den ländlichen Gebieten Kretas kommen Racheaktionen wegen Streitereien um Land und um das Eigentum von Tierherden häufig vor. Der Fernsehsender Net berichtete, bereits 1993 habe es eine Massenvergiftung von Bienen auf Kreta gegeben, bei der jedoch weniger Tiere gestorben seien.

Historische Bienenhaltung

Die Imkerei auf Kreta ist sehr alt; das zeigen Geschichten aus der Mythologie,

Ursprünglich wurden die Bienen in Tonröhren gehalten wie in Ägypten. Hier eine Abbildung von einem Imker mit Röhrenstöcken aus einem altägyptischen Grab (630 v. Chr.).

Eine horizontal liegende, konische Tonröhre aus Kreta (67 cm lang und mit 22/25 cm Durchmesser) wird an der engen Seite mit einem runden Rindenstück verschlossen. Die Waben aus solchen Beuten sind kreisrund. Sie werden mit einem speziellen Messer herausgeschnitten und mit Holzklötzchen wieder zurückgesetzt.

Bienen können demnach nicht nur in Holzgehäusen gehalten werden, sondern auch in Steinwohnungen. Heute halten wir sie ja vielfach in Styroporbeuten, die besonders gut isolieren.


Eine Oberträger Korbbeute aus Stroh mit Tonschicht (41 cm Durchmesser und 10 Wabenträger) und eine vertikale Vasen-Tonbeute ("vraski") aus Kreta mit zwei Eingängen (8-10 cm und ein Loch von 1 cm),

Daneben finden sich schon seit alter Zeit die aufrecht stehenden Tonkrüge und Körbe, die der neuen liegenden Oberträgerbeute entsprechen, die für die Entwicklungshilfe in Afrika entwickelt wurde. Die Vorteile liegen in der relativ einfachen Herstellung. Oberträger sind die oben lose aufgelegten Leisten. An einer mittigen Orientierung (Wachsstreifen oder Kante) bauen die Bienen ihre Waben nach unten. Die Waben können mit den Oberträgern frei angehoben, bewegt und entnommen werden. Weltweit gibt es im Hobbybereich auch in Industrieländern einen Trend zu Top-Bar-Hives, besonders zur Aufstellung im Hausgarten, weshalb sie auch auch Backyard-hives, Hintergarten-Beuten, genannt werden.


Stellplatz mit Ton-Beuten


Ch. Zymbragoudakis, «The bee and beekeeping of Crete»
Mελισσοκομία με αντίγραφα αρχαίων κάθετων κυψελών ...

Im warmen Klimabereich wählen Bienen auch Felsspalten als Nistplätze.

In dem Museum für Volkskunde in Vori im Süden von Kreta sehe ich diese Tonkrüge für Honig mit einer Rinne, die mit Wasser gefüllt wird, um Ameisen abzuhalten.

Daneben einige Räuchergeräte, die mich an ähnliche Smoker in Marokko erinnern.

 

Eine andere Form von Smokern hat zwei Öffnungen und mehrere Henkel (Kapnodouhos). Durch die große Öffnung wird getrockneter Kuhdung und brennende Kohle eingeführt und durch die kleine Öffnung angeblasen, so dass der Rauch in die Beute geblasen werden kann. Museum of Cretan Ethnology - Pottery - Fraski or vraski.

Der Honig hat eine dunkelbraune, fast schwarze Farbe. Die Septemberernte soll den besten Honig bringen. Der Heidehonig ab Oktober dagegen wird nicht besonders geschätzt.

Apimondia - APIACTA : F. W. Sieber: Reise nach der Insel Kreta im griechischen Archipelagos im Jahre 1817, Zweiter Band, Friedrich Fleischer, Leipzig und Sorau 1823, S. 2, Vorschau


Bienen und Honig in Zusammenhang mit der Religion

Die Kenntnisse der Honiggewinnung werden in der Mythologie auf einen Gott und auf die Nymphe Melissa (= Biene, gr. meli = Honig) zurückgeführt. (KRETAumweltinfo - Kreta Umweltforum)

    

Aus der minoischen Zeit, 1800 - 1700 vor Chr., wurde bei Malia ein Schmuckstück mit zwei Bienen/Wespen gefunden, die einen Honigtropfen halten. Honig wurde als göttliche Nahrung angesehen. Der junge Hauptgott Zeus wurde mit Honig ernährt. Honig galt auch als Symbol der Muttergottheit Demeter zur Förderung der Fruchtbarkeit. Später wurden die Priesterinnen der Göttin Artemis "Bienen" (melissa) genannt.

Im christlichen Kulturkreis wurde die Biene in ähnlicher Weise das Symbol der Jungfrau Maria. Die Sprache überliefert die religiöse Bedeutung der Biene: z.B. nannten die Ukrainer die Biene „Heilige“, die Deutschen „Herrgottsvogel“ und „Vogel Marias“.

Die Verbindungen der Honiggewinnung und der Biene mit religiösen Vorstellungen finden sich auf Kreta von der minoischen und römischen Zeit bis heute.

Bienenterrassen an einer Felswand an der Südküste (Ano Rodakino). Die Kästen stehen auf Autoreifen.

Auf dem Foto sieht man unten rechts eine Minikapelle zum Schutz der Bienen, eine Art Geisterhaus, in dem sich die Ikone eines Heiligen, ein Andenkenfoto, ein Kelch/Räuchergerät und eine Flasche mit Öl befinden. Diese Minikapellen (Ikonostasen) stehen an vielen Stellen, z.B. dort, wo ein neues Grundstück beginnt, um den Schutz von Heiligen zu erlangen, zum Andenken an Verstorbene und um Gefahren abzuwenden, oft als Ersatz für eine große Kapelle vor einem Haus, am Straßenrand oder als Vorgartenschmuck. Sie geben eine Möglichkeit zum Gebet oder zur Anrufung eines mächtigen Heiligen. Ältere Kreter bekreuzigen sich beim Vorbeigehen dreimal.


Eine Proskinitaria ("Stellen zum Gebet“) bzw. Ikonostase in Plaka (Agios Nikolaos)

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