Garten der Götter


Bild von Guenter Schoregge

GROSS BIST DU, MEIN HERKULES

der held streckt seine siegerhand in den blauen frühlingshimmel,
aus 10 machte er 6
der blick der siegesgöttin fällt wohlgefällig auf sein werk

gross bist du, mein alter
nun spürst du die muskel
dein körper ist jung

so klangen die worte
wie jubel

mach weiter so

veilchen, scharbock, eulenruf
er ist`s

G.Schoregge

 

GROSS BIST DU, EIN HERKULES

die spielfrau hast du gefesselt ins rund der zeit
mal hier, mal da
so wie du willst, nur du
kein blick, kein schrei, kein mensch

groß bist du, mein alter
nun spürst du die muskeln
dein körper ist jung

mal bein, mal arm, mal hoch, mal tief
in rot, in blau
nimm hyäne und schwert
und löse den knoten

du herkules

leg sie hierhin und dorthin, ganz wie du willst
verwandle sie

du bist der herr

so singen die worte
im drehkreis der zeit
du hast sie geschaffen
dir wird sie sein, dein spiel

mach weiter so

frauengold, scham und vulkan
sie ist`s

 

 

Schmalenbachsche Alterskerne:

Wenn man nun schon selbst nicht mehr so jung ist, wie man einmal war, dann ist vielleicht Nachdenklichkeit am Platz, ein Nachdenken - ein klagloses Nachdenken - darüber, daß in der Kunst ein natürliches Reifen, Altern, Altwerden in unserer Zeit so schwierig geworden ist. Man wird sich an die wenigen Ausnahmen halten müssen. Ist das zu wenig? Aber ist es in der Kunst nicht ohnehin die Ausnahme allein, die zählt? Gehört es nicht ohne dies zur Definition der Qualität schlechthin, daß sie sich in der Minderheit befindet. Wenn das aber so ist - und daß es so ist, darüber besteht doch wohl kein Zweifel -, dann müssen wir uns eben an die wenigen unter den Künstlern halten, denen in diesem Jahrhundert das seltene Glück beschieden war, bis ins hohe Alter Außerordentliches hervorzubringen oder auch nach Jahrzehnten einer gewissen künstlerischen Windstille, ganz spät und unerwartet, ihrer Kunst eine letzte, wunderbare wundersame Vollendung zu geben, so wie dies dem alten Henri Matisse mit seinen farbigen "Papiers decoupes" widerfahren ist: ein Wunder! Aber ein Wunder oder, um es etwas prosaischer zu sagen, ein wunderbarer Ausnahmefall ist die Kunst ohnehin immer, wenn sie groß ist, gleich, ob alt oder jung, gleich, ob jung oder alt.