3. In ehemaligen Zentren hinduistischer und muslimischer Macht

Die Paläste von Orchha

Nach vier Stunden Autofahrt erreichen wir das etwas abseits gelegene Orchha. Im Reiseführer stand nur ganz trocken "Hauptstadt der Bandela-Rajputen aus dem 16. Jahrhundert mit vielen unterschiedlichen Bauwerken", umso mehr waren wir positiv überrascht von der sehr schönen Lage zwischen Hügeln, Wald und Fluss und einem mittelalterlichen Stadtbild. Ruinen und Kuppeln von Palästen und Tempeln reizen zu eigenen Entdeckungsgängen, wenn man genug Zeit eingeplant hat. Durch die vielen Kriege zwischen den Moguln und den Rajas, Hindu-Fürsten, wurden viele Gebäude zerstört, so dass man überall in der Landschaft halb verfallene Bauwerke findet. Der berühmteste Fürst von Orchha war Bir Singh Deo, der ganz Nundelkhand und Teile von Baghelkhand eroberte, der 52 Forts und Paläste und Havelis, Stadtpaläste, erbaute. Er hatte ein besonderes Treue-Verhältnis zu dem Mogulkaiser Jehangir, der ihm u.a. 7000 Pferde schenkte. Jehangirs persische Frau war es, die persische Kultur am Hof in Delhi zur Blüte brachte, die sich besonders in der Wandmalerei der Orchha-Paläste wiederfindet.

Die in den Palästen vereinigte islamische und hinduistische Kunst bilden von ihrem Wesen her größtmögliche Gegensätze. Die Hindukunst entstand als eine Aneinanderreihung kleiner natürlicher Einheiten, die Plastik ist figural, das Ornament individualistisch und symbolisch. Die islamische Kunst, aus der Wüstenoase kommend, repräsentiert in abstrakter Weise Herrscher- und Gottesmacht durch die auf Säulen ruhende Kuppel, sie schließt sich von der Natur ab und zeigt im Inneren künstliche geometrische Gartenanlagen mit Springbrunnen. An den Ecken der stark befestigten Anlagen stehen Türme mit Kuppelpavillons auf Säulen. Ebenfalls die Plastik und die Ornamente sind mathematisch-abstrakt und zeigen sich in Kombinationen von geometrischen Blumen, Arabesken und kalligrafischen Motiven. Besonders die Schrift wird zu einem wichtigen Schmuck- und Mitteilungselement. Figürliche Wandmalereien beschränken sich auf Badezimmer und Harem. Daneben entwickelte sich die Miniatur-Malerei, die Szenen aus der hinduistischen Mythologie, der Jagd und dem Hofleben darstellte.

Die Besonderheit der Bauwerke zeigt sich in der Verschmelzung hinduistischer und islamischer Elemente und Symbole in der Architektur. So versteckt sich z.B. in den ornamentalen islamischen Mustern oft die indische Swastika, das Hakenkreuz als Friedenssymbol. Im Innenhof des fünfstöckigen Jahangir-Palastes befinden sich an den Ecken muslimische Türen und dazwischen jeweils eine hinduistische Tür. Elefanten finden sich häufig als hinduistisches Schmuckelement. Die Turmkuppeln an den Ecken zeigen sich durch die stärkere Wellung und durch die Symbole von Vase, Nuss und Lotos hinduistisch. Etwas übertrieben erscheint uns die Interpretation der Farben durch unseren Guide. Das Grün der Blumen sei moslemisch und das Blau stehe für Krischna und die Hindugötter. Im Innern finden sich viele Wandmalereien in persischem Stil. Pfauen, florale und geometrische Muster wechseln mit hinduistischen Götterdarstellungen.

Überrascht sind wir von riesigen Palästen, in denen niemand wohnt und in denen auch niemand zur Ruhe gelegt wurde. Es sind "Erinnerungspaläste" für gestorbene Familienangehörige der Rajas, man könnte denken, Denkmäler für die "Ahnengeister", Ausdruck der Bauwut der Rajas oder Übernahme der Grabmalkultur der Muslime. Sie wurden an der Stelle des Flussufers errichtet, wo die Leichen eingeäschert wurden. Deshalb fehlt in ihnen das muslimische Ehrengrab und die unterirdische Grabkammer.

Den ältesten Palast können wir nicht besichtigen, weil er inzwischen zu einem Rama-Tempel umgewandelt - tagsüber geschlossen ist und von zwei bewaffneten Polizisten bewacht wird. Rama wurde von einer Königin aus dem 16. Jh. verehrt, während ihr Mann den Gott Krischna bevorzugte. Sie brachte die Rama-Statue von einer Pilgerfahrt nach Ayodhya mit und stellte sie in ihrem Palast auf. Von dort ließ sich die Statue später nicht mehr fortbewegen, so dass der neben dem Palast errichtete Tempel leer blieb.

Angenehm überrascht sind wir auch von dem Hotel, in dem wir uns fühlen dürfen wie Rajas. Beim Empfang werden uns gleich zwei Blumengirlanden übergehängt. Der erste Eindruck ist überwältigend. Überall im Hotel treffen wir auf historische Kunstgegenstände. Zum ersten Mal schlafen wir in einem großen Marmorbett, das im unteren Teil an einen römischen Sarkophag erinnert, aber im oberen Kopfteil wunderbare feine Blumenintarsien zeigt. Mamortische mit bunten Intarsien, Marmorlampen, schwere Brokatvorhänge an den Fenstern und ein exquisites Bad erzeugen ein Gefühl von Exklusivität. Im Speiseraum häufen sich die Säulen mit Skulpturen und die Schmuckelemente an den Decken so sehr, dass der erste positive Eindruck schwindet. Hier wurde zuviel "Indien" zusammengestellt. Unser indischer Guide verrät uns später, wir wären der Tourorganisation als besonders wichtige Gäste avisiert worden.

Göttergestalten, Schweine und der Palast von Datia

In Datia, 18 km von Orchha, treffen wir auf den zuletzt gebauten Palast des bauwütigen Raja Singh, sieben Stockwerke hoch neben einem See gelegen. Auf dem Weg dorthin suchen wir zwischen Kühen und Ziegen unseren Weg hinauf.

Seitwärts suhlen sich Schweine in den offenen Abwassergräben, Frauen mit Reisigbündeln auf dem Kopf, jemand treibt seine Esel vor sich her, Kinder umringen uns. Handwerker. Ein Schmied tritt vor, zeigt einige Blechvasen, holt zwei Kessel mit verschieden Messingteilen, breitet alles vor uns aus. Wir wollen auf dem Rückweg noch mal sehen, was er alles zu bieten hat. Kurz vor dem Eingang zum Palast stoßen wir auf einen Tempel, in den immer wieder Frauen verschwinden. Wir folgen ihnen und sehen, wie sie Wasser auf Götterstatuen spritzen, Blumen an Kopf und Körper der Statuen heften, den Segen der Götter an die eigene Stirn holen. Auf dem Marmorfußboden des Tempels steht das Wasser, mischen sich Dreck und Blumenblätter, so dass ich erst zögere, die Schuhe auszuziehen und in den Tempel zu gehen. Von außen drängen die Schweine an die Gittertür oder eine Ziege schaut vorbei. Drinnen liegt ein Hund an der Wand. Ein Mann wirft sich der Länge nach mit seinem Körper auf den Boden. Aber meist kommen Frauen, sind eifrig mit ihren Ritualen beschäftigt und schwätzen dazwischen, eine Frau stimmt eine Hymne an, andere singen mit. An der Wand sitzen neben dem Hund, der sein Fell kratzt und beißt, zwei Blumenverkäuferinnen. Der Tempel stellt sich als ein Unikum heraus. In der Mitte des Raumes steht ein dicker Baum, um den herum alle Götterfiguren aufgestellt sind, nach hinten über eine Gasse sind noch urigere Götterecken.

Immer wieder müssen die Schweine von den Gebäuden abgehalten werden. Als wir um den Komplex herumgehen, treffen wir auf der anderen Straßenseite wieder auf zwei kleine Tempel. An diesem Ort scheinen sich alle Götter der Hindus ein Stelldichein zu geben. Es sind nur schmale Tempelchen mit einem engen Rundgang um das Götterbild, z.T. sind Priester anwesend. Sie hocken da wie in Verkaufsbuden. Wofür die einzelnen Götter zuständig sind, können wir nicht erfahren, aber dieses Ensemble von Tempelchen und absonderlichen Figuren ist eine Reise wert.

Die Besichtigung des Palastes ist dagegen wie eine Pflichtübung. In den unteren dunklen Stockwerken stinkt es fürchterlich nach Fledermäusen und die Ratten pfeifen. Die Räume des Herrschers befinden sich oben. Je höher man kommt, umso heller und luftiger wird es. Die oberste Etage ist dem Raja und der Rani vorbehalten. Von hier geht der Blick über die hügelige Landschaft zum alten und neuen Fort, zum Gefängnis, zu den Denkmälern der Witwen, die sich beim Tod des Herrschers bis 1920 mit ihm verbrennen ließen, und zu den Häusern des kleinen Ortes.

Sonagiri, der hl. Berg der Jains

Einige Kilometer weiter, vorbei von einer Bahnstation, wo Rikschas und Karren auf Pilger warten, erreichen wir über eine staubige Landstraße ein Pilgerzentrum der Jains. Am Fuße des Berges stehen einige Buden mit Devotionalien und wenige Häuser. Vor einem Tor müssen wir unsere Schuhe und sonstige Ledersachen zurücklassen. Wir sind die einzigen, die heute den 360 m hohen Berg besteigen. Vorbei an 16 Tempeln klettern wir über Stufen und auf Marmorplatten hinauf. Jedes Tierchen wird sichtbar, keines darf zertreten werden. Wir stellen uns vor, wie die Mönche entsprechend ihrem rigorosen Tötungsverbot mit buschigen Besen den Weg vor sich frei wedeln. Überall am Berg stehen die weißen Jainstempel, 82 Stück. Zwar unterscheiden sie sich im Baustil etwas, aber im Innern sind sie fast gleich. Die dominierende Hauptfigur auf diesem Berg (tirth), ist der achte Tirthankara, ("Furtbereiter"), der hier gelebt haben soll, einer der 23 mythischen Lehrer des Jainismus, bevor der historische Erneuerer der asketischen Bewegung Mahavira im 6. Jh. auftrat. Nach ihm meditierten auf diesem Felsen unzählige Mönche.

Der Festungsfelsen von Gwalior

Die Stadt wirkt trotz einer Million Einwohner sehr ländlich. Als wir abends durch die Stadt fahren, müssen wir durch einen quirlenden Kessel aus Menschen und Tieren und motor- und tiergetriebenen Fahrzeugen hindurch. Schwarze Schweine, Hunde, Kühe, Ziegen stecken in dem lärmenden Wirrwarr und nichts passiert, solange jede Bewegung berechenbar ist.

Vom Ushakharan Palast-Hotel sind wir zunächst geschockt. Unfreundliche Bedienung, heiße, dunkle Kellerräume. Nach unserem Protest bekommen wir ein fürstliches Zimmer.

Die Hauptsehenswürdigkeit ist das malerische Fort auf einem 100 m hohen Sandsteinfelsen oberhalb der Stadt. Seine wechselvolle Geschichte zeigt die vielen Kriege in dieser Region nahe der Kaiserstadt Agra. Eroberung durch die Hunnen, die Muslime, Rajputen, Mogulen, Marathen und Briten. Die Festung wechselte allein zwischen den Briten und den einheimischen Fürsten elfmal. Von außen wirkt sie durch die halbrunden Türme in der hohen Mauer und durch die blaue Bemalung der Schmuckbänder sehr ansehnlich. Enten, Elefanten, Tiger, Pisang-Bäume und Mischtiere schmücken als hinduistische Symbole die Mauern.

Durch 6 Tore gelangt man in das 3 km lange Fort, welches u.a. sechs Paläste, sechs Tempel und acht Wasserreservoire enthält. Als unser Guide die abendliche Licht- und Tonshow als die beste Indiens bezeichnet, fahren wir hin. Was geboten wird, ist enttäuschend, vorwiegend eine Hörcollage mit kurzen, z.T. bunten Lichteffekten.

Im Innern des Hauptpalastes verrät die Geschichte in den drei dunklen, feuchten Kellerstockwerken hinter meterdicken Mauern einige gruselige Einzelheiten. An dicken Säulen hängen schwere Ketten, an denen u.a. der Mogulkaiser Aurangzeb fünf Jahre seinen Bruder gefangen hielt, bis er ihn vergiftete. Dies ist ein Beispiel der üblichen Nachfolgekämpfe, bei denen der Stärkere alle männlichen Nachkommen ermorden ließ, um später keine Thronansprüche befürchten zu müssen. Ein Stockwerk tiefer sehen wir einen weiteren Zeugen damaliger Gebräuche: ein Becken, in dem sich 1232 die Frauen des Raja, wie es damals üblich war, vor der letzten aussichtslosen Schlacht, in der der Raja mit seinen Leuten gegen die überlegenen Muslims bis zum Tode kämpfte, verbrennen ließen. Ein weiteres Ereignis ist mit der Festung verbunden, das in der Stadt durch lebensgroße Statuen lebendig gehalten wird: beim Sepoy-Aufstand gegen die Briten verschanzte sich hier die indische "Jeanne d `Arc" mit ihren Truppen und starb als Mann verkleidet im Kampf.

Die Spuren islamischer Barbarei, die uns sehr stark an die Zerstörung der riesigen Buddhafigur von Bamiyan durch die afghanischen Taliban erinnern, sehen wir bei Hunderten von überlebensgroßen Jainfiguren, deren Gesichter alle weggeschlagen wurden. Ebenfalls in zwei durch den architektonischen Innenaufbau sehr interessanten hinduistischen Tempeln, die Schwiegermutter- und Schwiegertochter-Tempel, sind allen Skulpturen die Gesichter zerstört worden. Das Innere des größeren Tempels wächst über vier und dann acht Tragsteinen über sich verkleinernde Kreise in die Höhe zu einer Kuppel. Beide Tempel waren dem absoluten Erlöser-Gott Vishnu geweiht, der den monotheistischen Religionen am nächsten steht.

Die Sammlung von Tempelbauten auf dem Felsen wird vervollständigt durch einen alten Vihnu-Tempel im südindischen Stil aus dem 9.Jh. und einen neuen Sikhtempel.

Die Sikh-Religion, die erst vor 500 Jahren entstand, kennt keine Götterbilder, sondern nur das Meditieren über den göttlichen Namen. Deshalb sitzt in der Mitte des Tempels unter einem Baldachin ein Vorleser, manchmal mit Musikern, vor mehreren Symbolen, einem Grabtuch mit Blumen und einem zweischneidigen Schwert mit zwei schützenden Schwertern. Die Sikhs beeindrucken uns immer wieder mit ihren großen bunten Turbanen, blauen oder orangefarbigen Gewändern und einem langen Schwert in der Hand, das die Reinheit des Glaubens symbolisiert. Zu ihren drei religiösen Grundsätzen zählt neben dem Meditieren eine reine Lebensweise und das Verteilen von Almosen. Deshalb gehört eine große Küche mit Speisehalle und ein Teich zu jedem Tempel.

Rein islamisch sind die Grabmal-Bauten aus der Zeit des Mogul-Kaisers Akbar. Hier liegt der Vater der klassischen Hindustani-Musik Tansen und der afghanische Heilige Ghous Mohammed. Das Grabgebäude des letzteren begeistert wegen der großen Fenster mit durchbrochenen Sandsteinmustern.

Nach soviel Besichtigungen von architektonischen Steinbauten freuen wir uns dann, mal wieder über einen Gemüsemarkt zu gehen, wo wir von freundlichen Menschen begrüßt werden, wo Kühe, Schweine, Ziegen und Hunde sich zwischen den Markttischen zwängen und versuchen, etwas Fressbares, auch die Kartons aus dem Lebensmittelladen und Zeitungen des Friseurs zu ergattern.

Erregend ist auch die abendliche Puja in dem Shiva-Tempel, wo vorwiegend Männer sich den Feuer-, Wasser- und Farbsegen holen und singend die Arme in die Luft werfen, während draußen im Kerzen- und Öllicht die Saddhus und Kastenlosen am Rande der Straße sitzen. Noch erregender, ja unerträglich laut dröhnt die Aufführung des Lebens des Begründers der Jainreligion über die Straße. Großer Auftritt der Spieler in kostbaren Kleidern mit einem Elefanten, Pferden und einer Musikkapelle.

Taj Mahal, ein Gebäude von vollkommener Schönheit

Auf der Fahrt zum bekanntesten und vollkommensten Bauwerk Indiens, aus schneeweißem Marmor, der die Augen blendet, passieren wir das normale Indien. Alles ist unvollkommen. Man hat etwas angefangen und wieder aufgehört, etwas zerfällt und keiner kümmert sich darum. Man überlässt die Dinge sich selbst, nimmt sie nicht wichtig, Zeit und Umwelt verändern die Zustände. Was soll `s ? Keiner trägt die Verantwortung. Mit offenen deutschen Augen gesehen, ist nichts richtig gemacht geworden in den Hotels, auf den Straßen, im Verkehr, bei den Behörden. Nur in der indischen Kunst wurde der vollkommene Zustand erreicht. Wie oft erklärt uns unser Fahrer kopfschüttelnd, dass alles von der korrupten Polizei abhinge. Es gibt gute gesetzliche Regelungen, aber die Polizei nimmt ein Taschengeld und sieht nicht hin. Die LKW `s sind überladen, kippen um, die Busse transportieren Menschen auf dem Dach, auf den Trittbrettern und Stoßstangen, viele Traktoren sind zu Autos umgebaut, die sog. Dars, und werden von Leuten ohne Führerschein gefahren. Die Polizei nimmt Geld und schaut weg.

Die Vollkommenheit ist bedroht, nicht durch Korruption und Materialermüdung, sondern durch die Umweltverschmutzung. Und das ist eine Katastrophe, weil das Taj Mahal zu den größten Devisenbringern Indiens gehört. Pro Jahr kommen 2 Millionen Touristen. Ausländer zahlen als Eintritt 750 Rupien (15 Euro, Inder zahlen nur 40 Cent). Dazu kommen 500 Rupien (10 Euro) als Eintritt fürs Rote Fort. Um diese Einnahmequelle zu erhalten, die zusätzlich 100000 Menschen ein Einkommen verschafft, wurden die Behörden aktiv. In den siebziger Jahren wurden zwei Kraftwerke und zwei Fabriken umgesiedelt und Abgasbestimmungen verschärft. In den neunziger Jahren wird neuer Schaden gemeldet. Der gleißende Marmor beginnt zu vergilben. Der oberste Gerichtshof ordnet die Schließung von über 200 Ziegelbrennereien an, etwa 300 Betriebe bekommen eine Frist, um Abgasfilter anzubringen, eine Raffinerie soll strengstens kontrolliert werden, 1800 nicht registrierte Betriebe werden entdeckt. So wird jetzt eines der schönsten Gebäude Indiens vor dem sauren Regen geschützt und der Gilb beseitigt.

1631 wurde mit dem Bau begonnen. Nach 21 Jahren war das Grabmal aus hartem, weißem Marmor nach den Prinzipien der Symmetrie und Harmonie errichtet und mit floralen und kalligraphischen Einlegearbeiten verziert. Die Höhen der Kuppel und der Hauptfassade (58 m) sind identisch. Die vier 42 m hohen Minarette nehmen die Simsbänder des Hauptgebäudes auf.

Wir können die Harmonie, Größe und Lichtspiegelungen zunächst voll genießen, wenigstens eine gewisse Zeit, denn am Nachmittag strömen wieder die Volksmassen in die Gartenanlage und vor dem Taj bilden sich riesige Menschenschlangen. Viele sind aus Kalkutta gekommen, weil dort vom Dussehra- bis zum Diwali-Fest Anfang Dezember gefeiert wird.

Das gewaltige Fort mit der 2,5 km langen roten Doppelmauer geht wieder auf den Mogulkaiser Akbar zurück. Ebenso die Palaststadt Fatehpur Sikri, die bereits nach 10 Jahren wegen Wassermangels aufgegeben wurde. Von diesem Fort aus durfte der Erbauer des Taj Mahal Shah Jahan acht Jahre lang als Gefangener seines Sohnes auf das Grabmal seiner Lieblingsfrau Mumtaz blicken, die mit 38 Jahren bei der Geburt des 14. Kindes verstorben war. Geplant hatte er auf der anderen Flussseite ein eigenes Grabmal in schwarzem Marmor. Das wäre der Gipfel der Vollkommenheit gewesen. Leider reichte das Geld nicht und sein Sohn setzte einen Riegel vor solche Geldverschwendung.

Obwohl die Muslime 600 Jahre lang von Delhi und Agra aus weite Teile Indiens beherrschten, ist es ihnen nicht gelungen Indien zu islamisieren. Der Anteil der Muslime betrug zu keiner Zeit mehr als 10%. 711 begann die Invasion der sunnitischen Muslime, die persische Kultur und Sprache mitbrachten. Der militärische Erfolg beruhte vor allem auf ihrer Beweglichkeit in den Schlag- und Lauftechniken und der Feldartillerie gegenüber den schwerfälligen Kriegselefanten der Inder. Ab 1526 drangen die Mongolen unter Babur, dem Enkel von Tamerlan und Dschingis Khan, vor und begründeten das indische Mogulreich.

Fatehpur Sikri erleben wir als eine rote Architektureinöde, gefüllt mit Touristen und verfolgt von aufdringlichen, gierigen Händlern. "Wir sind Schüler. Das ist unsere Hausarbeit. Kaufen sie ein Schachspiel, nur 700 Rupien. Oder dieses Backgammon. Das kaufen meist die Deutschen, auch nur 700 Rupien, selbst gemacht, ich bin Schüler." Als wir wieder beim Eingang sind, will er nur noch 100 Rupien.

Auch die folgende Station, den Vogelpark von Bharatpur, erleben wir als Reinfall. 350 Vogelarten sind gezählt worden, davon 100 Zugvögel aus nordasiatischen Regionen. Wir sehen einige Schildkröten, deren Tümpel von Pumpen immer wieder aufgefüllt wird, eine Eule, einige Wasservögel und in der Ferne einige Nimmersattstörche. Wo sind die angekündigten 2000? Die Zugvögel überwintern in diesem Jahr woanders? Später sehen wir in der Hotelanlage viel mehr Tiere.