Ghana 2012/II

Im Norden und Westen Ghanas

Das Pferd mag verrückt sein, der Reiter aber noch lange nicht.
(Ghanaisches Sprichwort)


Riesenfetisch der Tallensi in Tengzu und bemalte Hauswand der Gurunsi

Inhalt:

Die archaische Kultur der Tallensi
Die bemalten Häuser der Gurunsi
Die archaische Kultur der Gonja
Das Volk der Lobi am schwarzen Volta

15.2. Heute fahren wir noch weiter in den Norden, in die Grenzgebiete zu Burkina Faso, das gerade unter einer großen Trockenzeit leidet. Die Felder, das trockene Gras und die Büsche werden an vielen Stellen abgebrannt, die Temperatur liegt bei 40°, die Wege und wenigen Bäume sind von dicken Staubschichten überzogen.

Hier im Norden wohnen die Talensi und Gurunsi, die zu den Gur-sprachigen Völkern gezählt werden. Etwa 15 Millionen sprechen diese Sprache, die sich in verschiedenen Tonhöhen ausdrückt und durchschnittlich 11 Nominalklassen benutzt.

Wir bewundern immer wieder die dicken Baobab- oder Affenbrotbäume mit ampelartig herabhängenden Früchten. Im Innern werden die Kerne von einem weißen, säuerlich schmeckenden Fruchtfleisch wie von brüchiger Watte eingeschlossen, das Vitamin C enthält und erfrischende Wirkung zeigt. Es kann auch zu Bier vergoren werden. In der Regenzeit, ab April-Mai, saugen sich die Bäume voll mit Wasser. Alle Teile, Früchte, Blätter, und Samen, werden in der Volksmedizin eingesetzt. Die Blätter werden auch als Spinat-Gemüse gekocht, die erneuerungsfähige Rinde als Material für Kleidung und viele andere Alltagsdinge, die Wurzeln dienen zur Herstellung von roter Farbe, die Pollen als Farbstoff und die Asche als Seife.


Im Hintergrund ein Baobab-Baum

Wegen seiner Form erzählt man, dass der Teufel den Baum ausgerissen habe und ihn dann mit den Zweigen in den Boden gesteckt habe, so dass die Wurzeln nun in die Luft zeigen.

Die archaische Kultur der Tallensi

In Nordtogo wurde die ungewöhnliche Form der Bäume von dem Volk der Taberma als Modell für ihre Lehmhäuser ausgewählt. Hier in den Tongo-Hills treffen wir auf Hausformen, die den großen Steinblöcken der Landschaft abgeschaut worden sind. Es ist das Volk der Tallensi (43 000 Personen), die auf diese Weise ihre Häuser als Festungen anlegten. Feindschaft bestand vor allem zwischen den beiden Hauptclans. Heiraten zwischen den Bruder-Clans sind verboten, aber künstliche Bruderschaften üblich, wodurch wiederum ausgleichend eine engere soziale Verbindung hergestellt wird.


Kopfbedeckung des Königs

Mit einem lokalen Führer besuchen wir zunächst das Haus des Königs von Tongo. Er habe 18 Frauen und 80 Kindern, erklärt uns der lokale Guide. Eine neue Frau muss erst 3-7 Tage im Haus der ersten Frau wohnen und unterwiesen werden über die Wünsche des Königs. Danach wohnt sie bis zur Geburt des ersten Kindes zusammen mit dem König, erst dann bekommt sie eine eigene Hütte.


Wohnhaus mit schützenden Fetischen und Opferresten

Fast vor jedem Haus befinden sich mehrere Fetische bzw. Opferstellen mit Resten. Federn, ganze Hühner, Schädel von Kühen, Eseln, Ziegen und Hunden sehen wir, aber keine Schädel von Schweinen. Seltsamerweise verbreiten die Reste keinen Aasgeruch.

Außerhalb der Rundhütten nicht weit von den kreisrunden Opferplätzen und drei Gräberrondellen des Königsclans, die jeweils den Todestag und den Tag der Inthronisation in einer Inschrift festhalten (hier nicht auf den Thron, sondern "Inskin"- aufs Fell setzen), entdecken  wir neben einem alten Baum einen kleinen Hügel, aus dem die Ränder von Keramiktöpfen herausragen. Auf unsere Nachfragen erfahren wir von einer seltsamen Sitte. An dieser Stelle werden Töpfe eingegraben, die die Nachgeburten von Kindern enthalten. Diese Nachgeburten sind so wichtig, dass sogar Gebärende in Kliniken die Nachgeburten mitnehmen, um sie an diesem Platz oder an einer bestimmten Stelle im Haus zu vergraben. Die Ewe vergraben sie im Badezimmer. Nach Auffassung der Tallensi enthält die Nachgeburt einen wesentlichen Teil des Menschen, eine Art zweiter Seele.

Bei unseren Gesprächen über die Geburt erfahren wir noch weitere seltsame Dinge. So bekommt das Kind den Namen des ersten zufällig Hinzukommenden, z.B. kann das Mädchen "Hans-Frau" und ein Junge "Hans-Freund" heißen. Der Namensgeber geht damit eine lebenslange Verbindung ein und die Eltern des Kindes müssen ihm oder seiner Familie jährlich ein Hühnchen schenken.

Auch beim Tod werden bestimmte Regeln beachtet. Wenn der Großvater stirbt, muss der älteste Bruder bzw. der älteste Sohn, dessen Bruder, dessen Söhne usw. Eine "Gedenksäule" errichten und dort regelmäßig beten und opfern.

Stirbt ein junge Mann, dann wird eine Mauer des Gehöftes niedergerissen, der Tote durch die Lücke hinausgetragen und dann die Mauer wieder neu errichtet. Damit soll die Rückkehr der Seele ins Haus verhindert werden.


Typisches Dorf in den Tongo-Bergen

Am Ende der Siedlung, dort, wo ein schmaler Fußweg hinauf zum heiligen Schrein führt, wohnt der oberste Priester, der einen evtl. Aufstieg begleitet. Bei seiner Abwesenheit muss man seine Tasche, die an einem Baum hängt, mitnehmen. Die erste Station ist eine magische Höhle mit vielen Eselschädeln. Diese Höhle antwortet auf Fragen von Pilgern. Der Priester ist in der Lage das Pfeifen des Windes im Gestein zu übersetzen. Werden die Bitten erhört, dann muss man hier einen Esel opfern. Auf dem Gipfel des Hügels befindet sich die Haupthöhle, ein sogenannter Schrein. Dort darf man sich nur mit nacktem Oberkörper bewegen. Beim jährlichen Schreinfest müssen alle geloben, einen Monat lang mit nacktem Oberkörper und kurzen Hosen bekleidet herumzugehen, egal, wo sie sich bewegen.


Ehemalige Schule unter einem Felsen

Im kleinen Dorf Fian treffen wir wieder auf eine Menschenansammlung. Inzwischen wissen wir, wenn wir bei einem Gehöft eine Menschenversammlung sehen, dann handelt es sich nicht um eine politische Versammlung oder um eine Hochzeitsgesellschaft, sondern fast immer um eine Beerdigungsgesellschaft. So auch hier. Zunächst müssen wir den wichtigsten Personen die Hand geben und dürfen dann auf einer Bank Platz nehmen. Vor dem Haus des Verstorbenen tanzen, trillern und trommeln die Frauen in ausgelassener Weise, während die Männer abseits sitzen und trinken. Sie werden erst gegen Abend auf einem anderen Platz tanzen. Diese Tänze sind selten Paartänze. Meist treten einzelne in die Kreismitte. In gebeugter Körperhaltung, die Hände nach vorne gestreckt, den Po nach hinten gereckt, bewegen sie sich mit schnellen Schritten und zuckenden Schultern im Kreis. Wir werden in den Kreis hineingezogen und müssen dem Toten tanzend ebenfalls unsere Reverenz erweisen. Solche Aktionen unsererseits werden mit begeistertem Händeklatschen aufgenommen.

Nach den Tänzen gehen die Frauen singend ins Haus des Toten, um ihn zu waschen, anzukleiden und die Totenwache zu halten. Danach wird er auf einem Brett aufgebahrt, um dann am Samstag beerdigt zu werden.

Im nördlichen Ghana sehen wir mehrere alte Moscheen, die von islamischen Händlern aus dem Sudan errichtet wurden.

Mit Bolgatanga haben wir die größte Stadt der Nordregion erreicht. Im Hotel "Comme-ci Comme-ca" geht es so zu, wie der Name sagt. Kein Strom, keine Klimaanlage, kaum Wasser, endlose Wartezeiten bei Bestellungen, falsche Gerichte, Mücken im Zimmer, laute Discomusik.

Auf dem Touristenmarkt  finden wir neben Airportkunst auch traditionelle Objekte der Frafra, die gute Bronze- und Keramikobjekte herstellen.

Die bemalten Häuser der Gurunsi


Vorratsspeicher der Gurunsi und eine bemalte Wand

Unsere Suche nach den bemalten Häusern der Gurunsi gestaltet sich etwas schwierig, da wir in den Gehöften des Dorfes Vopac nur ein Haus finden, in dem zwei Innenräume und eine innere Hofseite bemalt sind. Dieses Brauchtum scheint auszusterben. Die Wände sind mit schwarzer und roter Farbe bemalt und zeigen einen Mann, eine Schlange, einen Baum und Töpfe.


Ein Mann, ein Baum und reliefartig eine Schlange im Innern eines Hauses

Am nächsten Tag kommen wir in ein anderes Dorf der Gurunsi,  "Sirigu". Hier wird diese Kultur als Kulturgut für den Tourismus genutzt. Auf Initiative einer gebildeten Dörflerin, deren Mutter Wandmalerei und die Herstellung von Töpfen betrieben hatte, wurde die Organisation SWOPA gegründet, die die Tradition der bemalten Häuser erhalten will. Es gibt ein Museum und ein bemaltes Gästehaus im traditionellen Stil mit Elektrizität und fließend Wasser. Im Museum ist eine Gruppe malender Frauen beschäftigt, die Wände und Bilder mit traditionellen Naturfarben bemalt. Geometrisch-symbolische Formen, auch als Relief, sind zu sehen. Das Hauptmotiv ist eine Python, zusammengerollt oder ausgestreckt, die als Beschützerin des Hauses gilt. Nach der Sage kam früher eine Python in den Schoß der jungen Ehefrau und prägte bei diesem ersten Zusammentreffen den Charakter der Frau. Weitere gemalte Objekte sind Krokodile, Hühner und Kühe. Die Kühe gelten als Zeichen des Reichtums und Krokodile, wenn sie zweiköpfig sind, als Symbole der Einheit in der Vielfalt. Neben diesen alltäglichen Dingen werden in abstrakter Form immer wieder die weiblichen und männlichen Geschlechtsteile als Symbole der Fruchtbarkeit dargestellt. Ein neues Motiv stellen Bischofsstäbe dar. Bei wichtigen Anlässen wie z.B. einer Beerdigung werden die Wände neu bemalt. Eine Bemalung hält sich etwa 10 Jahre.


Huhn, Kuh und ein Mann im Innern eines Hauses

Die Frauen stellen ebenfalls Töpfe als Aufbaukeramik her. Eine besondere Topfart ist der Vierertopf, bei dem traditionell vier Töpfe übereinander gestellt werden. In den drei unteren Töpfen wird Hirse aufbewahrt und im oberen Zutaten wie Okra, Chili u.ä. Diese Töpfe dürfen nur von der ältesten Frau versorgt und benutzt werden. Bei ihrem Tod erhält die älteste Tochter oder die Schwiegertochter die Verfügungsgewalt über die Töpfe.

In den Dörfern fällt uns oft der hervorstehende Nabel bei Kindern auf, ein Zeichen, dass der Nabel nach der Geburt nicht abgebunden wird. Dazu erzählt uns Isaac von einer anderen Sitte, die hier üblich ist. Wenn Kinder Bauchschmerzen haben, werden im Nabelbereich bis zu zehn Einschnitte zur Heilung vorgenommen. Nach den Einschnitten werden Sheabutter und Neem eingerieben, bei den Jungen viermal und bei den Mädchen dreimal am Tag. So sollen die Bauchschmerzen geheilt werden.

Die Weiterfahrt geht bei 38' C. über eine endlose Staubpiste durch eine braune Savanne. Kein Gegenverkehr!

Bei den Gonja


Der König von Sonyo mit seinem Sekretär und der Fetischpriester

17./18.2. Heute fahren wir wieder bei großer Hitze über Staubpisten durch unbesiedelte Landschaften, bis wir ein abgelegenes Dorf der Gonja erreichen. Die Dörfer sind als Festungen angelegt. Die niedrigen Lehmhäuser sind alle miteinander verbunden und nur über eingekerbte Baumleitern übers Dach zugänglich.


Frauen der nördlichen Völker

Als wir den Dorfchef, der in einem neuen Zementhaus wohnt, besuchen, um die Erlaubnis für die Besichtigung des alten Dorfes einzuholen, platzen wir in eine Versammlung der Familienoberhäupter, die gerade dem neuen Dorfchef huldigen. Natürlich wird dabei getrommelt und getanzt und wir werden eingeladen mitzumachen. Dabei wird uns ein langhaariger Fliegenwedel überreicht und nach unserer Tanzeinlage wird uns als Dank ein Geldschein auf unsere Stirn geklebt. Der neue König ist besonders prächtig in ein gewebtes islamisches Gewand gekleidet. Vor ihm sitzt sein Sekretär und Sprecher. Bevor die übrigen Chefs den Hof verlassen, zeigen sie dem neuen König in einer ungewöhnlichen Geste ihre Unterwerfung. Sie legen sich alle gleichzeitig zur linken Seite, als ob sie sich schlafen legen wollten. Als sie danach an dem König vorbeigehen, gehen sie in die Knie, um zu zeigen, dass sie kleiner sind als der jetzt eingesetzte König. Ihm gebührt der höchste Rang.


Die Audienzhalle des Fetischpriesters mit Stuhl, Trommeln und Fetischen

Nach dieser Zeremonie erleben wir im traditionellen Dorf neben einem großen  Platz eine religiöse Zeremonie. Dort sitzt der Hauptpriester und empfängt Hilfesuchende.


Der Priester opfert ein Hühnchen, wirft es von sich und erklärt, dass das Problem einen guten Ausgang nehmen wird, da das Hühnchen richtig auf den Rücken gefallen ist.

Das Volk der Lobi am schwarzen Volta, der Grenze zu Burkina Faso

Am nächsten Tag fahren wir in die Wohngebiete der Lobi am Fluss "Schwarzer Volta". Hier wohnen die Lobi auf beiden Seiten der Grenze, in Burkina Faso und Ghana. In einem großen Naturreservat kann man hier Flusspferde beobachten. Wir interessieren uns allerdings nur für die Kultur der Lobi, die wir als große Maskenschnitzer kennen. Es wird eine sehr interessante Erkundungsfahrt. Wir treffen zwar keine Schnitzer, aber zwei Fetischpriester. Auf unsere Frage nach Schnitzereien zeigen sie uns kleine, grob geschnitzte Figuren, Fetische, einen Stampfer und ein Paddel. Die berühmten Schnitzkünstler wohnen auf der anderen Seite des Flusses in Burkina Faso.


Die Schmiedewerkstätte mit Fetischen an den Wänden und rechts ein Vorratsraum

Das Lobi-Dorf Talawona besteht aus vereinzelten Gehöften, die von drei Gruppen gewohnt werden. Die von uns besuchten Fetischpriester sind auch Schmiede, die bei Bedarf Feldwerkzeuge herstellen. Die Hütte zum Schmieden ist in einem erbärmlichen Zustand. Der doppelte Blasebalg ist nicht vorhanden, aber der Priester zeigt uns pantomimisch, wie er die Bälge abwechselnd mit beiden Armen auf- und abführt. An den Wänden hängen blutverschmierte Kalebassen und ein Topf mit Opferresten. Immer wieder entdecken wir Fetische. Im Viehstall, in dessen Mitte ein großer runder Guinea-Corn-Speicher steht, hängen ebenfalls seltsame Flaschenkürbisse.

Als ich auf einen zeige und den Maiskolben berühre, der ein Loch verschließt, stößt unser Guide einen Schrei aus. Ich habe einen Fetisch berührt und hätte tot umfallen können, denn die schwarze Kraft ist groß und unberechenbar. Schließlich dient die hier eingeschlossene Kraft dem Schutz der Vorratsräume. Als ich wissen will, in welcher Form die magische Kraft sich in dem Gefäß befindet, meint Isaac, wahrscheinlich seien Blätter und eine Flüssigkeit in der Kalebasse. Vor und neben den kleinen Gebäuden befinden sich Wächterfetische in Topfform, auf denen Blut und Federn verraten, dass geopfert wurde. Auf dem Weg zur Wohnhütte sehen wir seitwärts am Haus einen Pflock im Boden, durch den quer kleine Hölzer geschlagen sind. Ich vermute, hier wird ein Esel oder eine Ziege Anhebungen. Nein, das ist eine Wegsperre für Geister.


Der Fetischpriester mit seinen Fetischen

Im Gespräch mit dem Priester erklärt er uns, wie er mit der Geisterwelt in Kontakt tritt. Er besitzt die Fähigkeit, kleine Geister zu sehen, die sich immer melden, wenn Zeremonien für das Wohlergehen des Dorfes abgehalten werden müssen. Bei dem Erscheinen der kleinen Geister spürt er eine eisige Atmosphäre, so dass sein Körper friert. Nur er sieht und hört die Geister, die "contuorsi". Er kann sie sogar beschreiben. Sie seien etwa 50 cm groß, ganz behaart, würden rückwärts laufen und hätten nach hinten stehende Füße. Als wir unseren Führer vom Stamm der Ewe fragen, ob er an diese Geister glaube, erzählt er uns, dass seine ältere Tante sie auch schon gesehen habe. Eines Tages sei eine kleine Frau mit einem kleinen Kind bei ihr aufgetaucht und habe um Wasser gebeten. Nachdem sie es ihr gegeben habe, sei sie plötzlich wieder verschwunden. Ihr Auftauchen sei ebenfalls mit viel Kälte verbunden gewesen.


Der Priester weiß sehr lebendig zu erzählen.

Im späteren Reiseverlauf begegnen wir ein weiteres Mal den Geistern. Dabei können wir sie sogar hören, wenn auch nicht verstehen. Das bleibt dem Priester vorbehalten.


Hinter der Leiter befindet sich der Eingang zum Fetischraum mit geisterhaften Figuren

Nach unseren Gesprächen mit dem Priester ist er sogar bereit, uns seine Fetischkammer zu zeigen. In einem versteckten Raum mit niedrigem Eingang sehen wir im Halbdunkel viele graue Figuren, Töpfe und Zauberstäbe, mit denen er böse Mächte vertreiben oder auch herbei wünschen könne. Als wir fragen, ob seine Fetische Namen hätten oder Götter seien, erklärt er, dass seine Bezugsgeister Vorfahren seien, die in das Leben der Menschen eingreifen könnten. Deshalb müsse man ihnen durch Opfer Aufmerksamkeit erweisen. Blut und Fett seien ihre Nahrung. Nach Anweisung durch die Fetische werde von Zeit zu Zeit ein viertägiges Fest für eine gute Ernte gefeiert. Dann würden die Fetische aus dem Schrein herausgeholt werden.

Nach den langen Gesprächen schaut unser lokaler Lobi-Dolmetscher immer wieder auf seine neue Uhr, weil er nach Zeit bezahlt werden will. Für 60 Minuten rechnet er 6 Cedi (= 3 Euro) pro Person. Isaac kommentiert sein Verhalten mit der Bemerkung "Er hat eine Uhr, wir haben Zeit."


Balafone bei einer Beerdigung und ein blinder Musiker beim Spiel

Die Lobi sind auch für ihr Balafonspiel bekannt. Bei vielen Häusern stehen solche Instrumente. Wir halten, als wir am Straßenrand ein Balafon sehen und fragen, ob jemand bereit sei, uns vorzuspielen. Es wird nach einem blinden Spieler geschickt. Während wir warten, wird aus einem Nachbarhaus ein intaktes Balafon herangeschafft. Dort, wo wir gehalten haben, werden am Straßenrand neue Instrumente hergestellt. Die Klangstäbe werden zugeschnitten und über einer Grube mit Holzkohlenglut erhitzt und so gestimmt. Unterhalb der Stäbe werden Kalebassen als Resonanzkörper befestigt.

Der blinde Spieler heißt Lombo und kommt aus dem Dorf Boliche. Er fragt zunächst, wie lange er vorspielen solle. Dann beginnt er mit rhythmischen Phrasen und Melodien, die er jeweils variiert.


Verkauf von Schweinefleisch auf dem Markt in Wechiau

Zum Wochenmarkt von Wechiau kommen die Marktfrauen aus 20 km Entfernung, so dass sie erst mittags eintreffen. Es werden Jams und Cassava gestampft. Männer verkaufen und zerteilen gekochte Schweine, Frauen verkaufen schäumendes Bier aus Mohrenhirse (Guinea corn).


Auf dem Markt in Wechiau wird Bier in Krügen oder Schalen ausgeschenkt.

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Lobifrau mit einem schmückenden Holzpflock unter der Nase