Informationen zum Nagaland

(Erweitert im Jan.2009)


Nur die Umrisse einer Baptistenkirche verraten,
dass unter dem Morgennebel die Stadt Mon liegt.

Reisen zu verschiedenen Naga-Stämmen:
Nagaland 2003
Nagaland 2008/2009
Reise zu den Wancho- und Nocte-Naga in Tirap/
Arunachal Pradesh, 2006/7
Reise zu den Zeme-Naga in den North Cachar Hills/Assam, März 2008

"Danke" in verschiedenen Naga-Dialekten
(nach Auskunft unseres Führers Azo, einem Chakhesang)

Teke reida (Zeliang)
Khangapelür (Ao-Naga)
Nmüza (Chakhesang-Naga)
Npezhie (Angami-Naga)
Oshi kumthi (Sumi-Naga)
Ncheno (Rengma-Naga)
Mhontso kana (Lotha-Naga)
Thoumai (Obere Konyak-Naga)
Yongmai nangki (Untere Konyak-Naga)

Die Naga sprechen 60 verschiedene Dialekte, die zur Sino-Tibetischen Sprachfamilie zählen.


Schädel aus der Kopfjägerzeit im hohlen Trophäenbaum von Shangnyu

Themen:

- Naga-Nationalismus,
- Geschichte des Nagalandes,
- Schulen, Sprachen,
- alte Kultur, Tänze und Lieder,
- Verdienst-, Erinnerungs- und Friedenssteine der Naga,
-
Indien und der Nationalsozialismus
-
Symbole des Fortschritts,
- Probleme heute (Geld,
Drogen und Alkohol, fremde Einwanderer, Abholzungen, Korruption),
- wirtschaftliche Entwicklung,

-
Verwestlichung der Nagakultur, Wandel in den alten Stammeskulturen
-
Verbindung von christlichen Inhalten mit alten Naga-Symbolen,
-
Äußerungen der Baptistenkirchen zur Gewalt,
-
Bienenhaltung und Honiggewinnung

Etwa 16 Stämme mongolischen Ursprungs mit verschiedenen tibeto-burmesischen Sprachen und Gebräuchen bewohnen die grünen Nagaberge. Nach der Homepage des Government of the People`s of Nagaland sollen 3,5 Mill. Menschen aus 39 Stämmen zur Naga-Nation gehören, die sowohl auf indischer wie auch auf myanmarischer Seite der Grenze wohnen. Das indische Nagaland erreichte 1963 den Status eines eigenen Staates in der indischen Union, ist etwa so groß wie das deutsche Bundesland Schleswig-Holstein und hat 1,98 Mill.Einwohner (2001).


Artikel aus einem Konversationslexikon des 19. Jahrhunderts

Die Geschichte der Naga

10. Jhd. · Einwanderung der Naga aus den Gebieten der Mongolei und aus Tibet
15. Jhd. · Nagaland ist Randgebiet von Tibet
17. Jhd. · Nagaland gehört zu Assam,
Der anglo-burmesische Krieg endet 1824 mit der Besetzung Assams, bis 1850 unternehmen die Briten nur Vorstöße ins Nagaland, ab 1866 die ersten Vorposten, 1867 Beginn der britischen Landvermessungsexpeditionen
1871 · Beginn der Christianisierung der Ao-Naga durch Baptisten
1881 · Nagaland wird "British District",
auf Anregung der Briten bildet sich 1918 ein "Naga Club" einiger Nagaführer, eine Folge der Beteiligung von 1000 Naga im 1. europäischen Weltkrieg auf Seiten der Briten, 1923 der Tribal Council der Lotha und Ao-Naga, die anderen Stämme kommen erst 1946 nach dem 2. Weltkrieg in Räten zusammen.
1929 · die Naga erkennen die britische Oberhoheit erstmals offiziell an
1944 · den japanischen Truppen gelingt nicht die Eroberung Nagalands
1947 · Indien wird unabhängig, Nagaland will der Indischen Union nicht beitreten und erklärt sich als Bundesrepublik Nagaland für unabhängig,
ihm wird Autonomie versprochen, die nach 10 Jahren durch den Naga Council neu bestimmt werden kann. Der Anführer der Freiheitsbewegung, Phizo, lehnt die indische Staatsbürgerschaft ab und kämpft im Untergrund, unterstützt von Ost-Pakistan und China, für die Unabhängigkeit.


Flagge des Nagalandes, die die Unabhängigkeit symbolisiert.

1956 · Einmarsch indischer Truppen
1957 · Nagaland wird als "Naga Hills and Tuengsang Area" der indischen Zentralregierung in Delhi unterstellt
1960 · Friedensabkommen zwischen dem Naga-Volksrat und der indischen Regierung,
die Nagaführer treffen in Delhi mit Nehru zusammen.
1963 · Bildung des indischen Bundesstaates Nagaland als der 16. Staat in der indischen Union, jedoch mit Sonderrechten im Bereich der Religion, des Grundbesitzes und im Familienrecht
1964 · die Bundesregierung von Nagaland nimmt den bewaffneten Kampf gegen die indische Zentralregierung wieder auf
1974 Initiative der Baptisten-Kirchen zur Befriedung des Landes
1975 Friedensvertrag von Shillong,
Nagaland erkennt die indische Verfassung an und legt die Waffen nieder, der Hauptgegner Zapu Phizo Angami geht nach London ins Exil. Der Leichnam des revolutionären Naga-Führers wird 1990 von London ins Nagaland überführt.
1980 · Gründung des Nationalsozialistischen Rats von Nagaland (NSCN)
1992 · Kämpfe zwischen den Naga und anderen Ethnien, und wieder Kämpfe gegen die indische Zentralregierung
1995 · die indische Zentralregierung erklärt Nagaland zum "Gestörten Gebiet", verhängt den Ausnahmezustand und errichtet eine Militärherrschaft mit nur beschränktem Zugang für Auswärtige, um die Gebräuche und die Religion zu schützen, so die offizielle Version.

Der Naga-Nationalismus

Die Naga-Nationalisten wollen einen unabhängigen modernen Staat. Schließlich waren viele Naga-Regionen auch während der Britischen Kolonialzeit unabhängig. Sie gründeten schon 1946 den Naga National Council. Ihr militärischer Arm, die Naga-Armee wurde in Myanmar, China und Pakistan ausgebildet. Obwohl sie zur Erreichung ihrer Ziele den Weg der Gewalt wählten, wollen sie einen christlichen Staat und eine christliche Regierung. Einer ihrer Slogan lautet "Nagaland for Christ". Die Hauptziele ihrer Angriffe sind Armee und die Polizei.

Aktuelle Lage: Neben Gesprächen war das Jahr 2008 hauptsächlich von anhaltender Gewalt zwischen den beiden NSCN-Fraktionen geprägt. NSCN-IM und NSCN-K lieferten sich das ganze Jahr über mehr als 40 kleinere und größere Gefechte, bei denen mindestens 85 Rebellen ums Leben kamen. Mitte Januar lieferten sich beide Fraktionen tagelange Gefechte in Kohima, der Hauptstadt Nagalands. Im Mai verschärften sich die Zusammenstöße an der Grenze Nagalands zu Assam, da der NSCN-K offenbar versuchte, dort in traditionelle Einflussgebiete des NSCN-IM einzudringen.

Alte Gedenktafel neben einem Grab an einem Haus in Pangsha, die besagt, dass ein Dorfbewohner gehorsam zurück zum Dorf ging, und als er das tat, erschossen ihn die Assam-Rifles (eine militärische Gruppierung) von hinten. Die 15. Assam-Rifles versuchten den toten Körper unterhalb der Straße zu verbergen und dann im dichten Dschungel 50 Fuß entfernt, wie ein Zeuge aussagte. Dieser forderte die Regierung auf, eine sofortige höchstrichterliche Untersuchung vorzunehmen wegen der Ermordung des Mr. H.Kh. Gleichzeitig sollten alle bewaffneten Kräfte aus den zivilen Gebieten abziehen.


Wahlplakate der Kongresspartei in Wokha, die gegen eine Waffenkultur, gegen Terror und gegen Erpressung aufrufen.

Indien und der Nationalsozialismus

Unangenehm ist in Khonoma eine Begrüßung, die wir an anderer Stelle im Nagaland ähnlich erlebt haben: "Germany, Kamerad - Heil Hitler!" Die Verbindung der Naga mit Deutschland geht auf die beiden Weltkriege zurück. Im 2.Weltkrieg verhinderten sie mit den Briten den Einmarsch der Japaner in die Assamebene und kämpften auch gegen die indische Nationalarmee unter dem noch vielfach verehrten General Chandra Bose, der mit dem Nationalsozialismus sympathisierte. Schon im 1. Weltkrieg hatten die Briten Naga-Arbeitstruppen eingesetzt, so dass die Naga schon damals mit Deutschen in Berührung kamen.

Sechs von zehn Studenten nennen den Namen Adolf Hitler, wenn sie gefragt werden, welchen Menschen sie am meisten bewundern. Das ergab vor kurzem eine Umfrage im St. Stephen’s College in Neu-Delhi, einem der Elite Colleges Indiens.“
(Kämpchen, Martin: Machtmensch. Warum Hitler bis heute in Indien verehrt wird, FAZ – 17. Dez. 2002, www.trimondi.de/H-B-K/deba.hi.01.htm

Subhas Chandra Bose

Geb.1897 in Orissa -1945, 1938/39: Vorsitzender des Congress, vertrat im Gegensatz zu Gandhi eine militante Politik.1941 richtete er mit Erlaubnis Hitlers in Berlin eine „Zentrale Freies Indien“ (Azad Hind) und ein gleichnamiges Radio, sowie eine Zeitschrift ein. Im Sommer 1941 stellt Bose mit Unterstützung der Nationalsozialisten die „Indische Legion“ (3.500 Mann.) auf.

Parallel dazu unterstützen die Japaner die INA. Als im Dezember 1941 die britischen Truppen in Malaya kapitulierten, begrüßten viele der Inder in Südostasien die japanischen Truppen, weil sie das als Schritt zur Unabhängigkeit Indiens sahen. Etwa 40.000 der gefangenen indischen Soldaten schlossen sich der INA an und halfen den Japanern bei der Eroberung Burmas.

Im Januar 1997 war der deutsche Außenminister Kinkel bei der Einweihung einer Statue Boses anwesend. Er sprach von dem Wiederaufleben einer alten „Achse“.
http://www.uni-tuebingen.de/indologie/akisk/geschichte/ns-india.html
http://www.uk-muenchen.de/berichte/reportagen_bose.htm


Wie wird die Zukunft der Jugendlichen aussehen im Nagaland?

Naga-Umgangssprache. Alltägliche Phrasen in NAGAMESE
Khashito Aye: Nagamese, the Lingua Franca of Nagaland, 2007

Please come in ---- aahibi
Please sit down ---- bohibi
Where do you live? ---- aapuni kot thaake?
What is your name? ---- aapuni laagaa naam ki aase?
My name is Prakash ---- mor laaga naam prakaash aase
How are you? ----- kenekaa aase?
I am alright ------- Bhaal hi aase
What happened? ---- ki hoise?
Drive slowly ---- aaste chalaabi
Stop ---- rukhibi
Do you like it? ----aapuni itu bhal laage?

Nagamesisch ist eine einfache Sprache. Es kennt nur zwei Fälle, zwei Zeiten und keine Geschlechter.

Der Aufschwung im Erziehungswesen begann nach dem Abzug der Engländer. 1947 gab es in den Nagabergen nur eine High School, 1970 schon 31, drei Colleges, 144 Mittelschulen und 800 Grundschulen. (Haimendorf, Return to the Naked Nagas, 1976)

Das Bild eines fortschrittlichen Landes zeigt sich vor allem in der schulischen Erziehung (67.11% der Bevölkerung). Viele Dörfer haben eine Schule. Auch in den abgelegenen Dörfern an der Grenze zu Myanmar sehen wir Schulgebäude und Schrifttafeln auf Nagamesisch. In den weiterführenden Schulen lernen die Kinder Englisch als offizielle Sprache, Hindi als Verkehrssprache mit Indern, Nagamesisch als Sprache zwischen den Stämmen und ihre Stammessprache für die häusliche Kommunikation.


Auch in abgelegenen Dorfschulen, wie hier in Shangnyu,
tragen die Kinder Schuluniformen.

Es ist bemerkenswert, dass es fünf Naga-Zeitungen in englischer Sprache gibt, eine englischsprachige Webseite, zwei Zeitungen in Ao-Sprache und zwei Zeitungen in Tenyidie-Sprache, die von 4000 Angami gesprochen wird). Im Web wird noch eine Kuki-Chin-Zeitung für 141 000 Sprecher veröffentlicht.

Symbole des Fortschritts

Ein weiteres Merkmal des "Fortschritts" sind die Wellblechdächer, die weitgehend das alte Palmen- und Grasdach ersetzt haben. In dem leeren, schranklosen Wohnraum der Reichen steht manchmal als wichtigste Anschaffung ein Fernseher. Ein Handy dagegen gehört inzwischen zum Besitz der meisten Naga. Deshalb sind in den letzten Jahren (2007/8) auf vielen Bergen neben den weißen Baptistenkirchen und den Häuptlingshäusern hohe Sendemasten errichtet worden, die als sichtbare Symbole den Sieg des technischen Fortschritts über Tradition und Religion verkünden. Sie stehen jetzt an der höchsten Stelle eines Dorfes über dem Haus des höchsten weltlichen Repräsentanten und über dem Haus des christlichen Gottes. Bei unserer letzten Nagalandreise 2008 konnten wir feststellen, dass in sehr vielen Dörfern zwischen der Kirche und dem Häuptlingshaus ein großer Fußballplatz angelegt worden war und zwischen den Häusern mehrere Volleyballfelder mit Netzen vorhanden waren. Die Begeisterung für diese europäischen Sportarten scheint die alten Naga-Sportarten wie Weitsprung und Steinestoßen zu verdrängen. Mehrfach sahen wir Wettspiele zwischen verschiedenen Fußballvereinen.

Auf die alte Nagakultur weisen aber noch immer die vielen Tierschädel (von Mithun, Rindern, Rehen und Affen), die geschnitzten Köpfe an Häusern und Stadttoren und die Steinsetzungen in den Dörfern hin.


Affenschädel und Unterkiefer,
die Träger von magischen Fruchtbarkeitskräften,
an einem Haus in Khonoma.

Die alten Tuchmuster, die sich von Clan zu Clan unterscheiden, werden auch heute noch hergestellt und getragen. Von den Mustern kann man allerdings nicht mehr auf die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Stamm schließen, da die Angehörigen der Stämme auch "fremde" Umhänge tragen, die man kaufen kann. So haben wir gesehen, wie Weberinnen im Norden Auftragsarbeiten für Geschäfte im südlichen Kohima ausführten.

Die alten Tänze und Lieder werden regelmäßig bei Festivals in der traditionellen Kleidung vorgeführt. Aber in manchen Dörfern werden die alten Traditionen noch immer als heidnisch abgelehnt und das Singen gilt als Sünde. So war im Ao-Dorf Longpa das Singen der alten Lieder jahrzehntelang verboten. Die Texte werden somit vergessen und nicht weitergegeben, zumal die Texte sehr eigenartig sind und eine Aneinanderreihung von Wörtern ohne grammatikalischen Zusammenhang darstellen. Die poetische Sprache unterscheidet sich erheblich von der Umgangssprache.

Beispiel einer poetischen Formulierung

Wörtlich übersetzte Fassung:

Himmlischer Mond er ist
stirbt doch kehrt wieder
Erdendorf Bewohner
wir Menschen sterben aber
kehren wieder nicht
Stein zehn Pfahl zehn
Gastgeber aber stirbt aber
kehrt wieder nicht Liebe Leben.

Interpretierend verständliche Fassung:

Mond im Himmel, er
stirbt, doch kehrt wieder.
Bewohner des irdischen Dorfes,
wir Menschen sterben, doch kommen wir niemals wieder.
Einer der zehn Steine, zehn Pfähle errichtet
(d.h. ein sehr reicher Mann, der zehn Verdienstfeste ausgerichtet hat)
auch er wird sterben
und niemals wiederkehren. Lebet der Liebe!

Wiedergabe nach "Naga-Identitäten", 2008 ( Th.Kaiser ), s.a. die Lieder der Zeme-Naga im Reisebericht North-Cachar-Hills

Aus Äußerungen von Baptistenmissionaren geht hervor, dass auch in der Kirche ein Umdenken stattgefunden hat. So wird offen kritisiert, dass z.B. in der Khiamniungan Region nach dem Übertritt eines Dorfes zum Christentum als Zeichen der Verachtung der alten Kultur zuerst die alte große Schlitztrommel zerstört wurde. Einige Kritiker meinen, man sollte die traditionellen Gegenstände und Gebräuche weitgehend in die neue Religion hinein nehmen. Es sei nicht nötig, eiserne Glocken anzuschaffen, sondern es könne die hölzerne Signaltrommel auch für christliche Zwecke genutzt werden.

Die Verdienst-, Erinnerungs- und Friedenssteine der Naga


Das christliche Kreuz zusammen mit den traditionellen Zeichen der Stärke und des Reichtums, den Mithunhörnern und den Gongs, erinnern an den Verstorbenen.

Agang Rhonggang, bekannt als Kaopha, geb. 1923, gestorben am 4.9.2001. Er folgte dem verstorbenen Ato Pha-ang als König von Sheanghagh. Er war ein großer Bewahrer seiner Traditionen...Er hatte 18 Frauen, 19 Söhne, 7 Töchter, 59 Enkel. Ein Held, der 36 Köpfe holte. Er regierte sein Gebiet, brachte ihm Reichtum trotz der anfänglichen Widerstände. Sein Nachfolger holte 130 Köpfe. Er nahm schließlich das Christentum an und wurde am 5.9.1992 getauft.

Wenn ich mich in ein Stück Holz verwandle, verrotte ich und
vermische mich mit der Erde; also muss ich zu einem Stein werden.

(Aus einer Erzählung der Angami)

Meistens werden in den Inschriften die sozialen und politischen Verdienste aufgezählt, für das Dorf, für die Kirche, die Erziehung, die Geldspenden, die ausgerichteten traditionellen und christlichen Feste, das gute Verhältnis zur indischen Armee, evtl. der Kampf gegen die Naga-Armee und sein Wirken für den Frieden. Meist wird auch darauf hingewiesen, dass er ein guter Krieger und Jäger war und dass er eine bestimmte Anzahl Köpfe in vorchristlicher Zeit geholt hat. Der Übertritt zum Christentum und die Ämter in der Kirche werden genannt. Alle Punkte werden, wenn möglich mit Daten belegt. In den letzten Zeilen werden die Stifter des Steins, meist die Familie, genannt und ein frommer Bibelspruch angefügt.

Monyakshu
10.2.1908 – 10.2.2008

Shri. Pangtok Manlen war ein wahres Produkt seiner Zeit. Ein Mann, der die traditionelle Art des Lebens in eine neue Ordnung verwandelte. Er war einer der vertrauenswürdigsten Dobashis bei den Konyak…....
Während seiner Kopfjägerzeit war er ein großer Krieger und auch Jäger. Er war ein Mann, der 14 menschliche Köpfe holte und zwei Tiger und ein Yak besiegte.

Monolith
Tseminyu und Mezoma(Tsemezo)
Friedensvertrags-Erinnerungsstein

Vor 120 Jahren, März-April 1874, durchlief Tsemezo die dunkelsten und blutigsten kriegerischen Auseinandersetzungen, die es seit der Geltung der traditionellen Nagagesetze gab. Aber durch Gottes Liebe und Gnade wurde der Streit in Freundschaft durch Austausch der heiligen Bibel am 23. Sept. 1985 und dem 1. Mai 1988 beigelegt. Wir beschlossen, von jetzt an die Vergangenheit zu vergeben und zu vergessen. In der gemeinsamen Überzeugung, dass nichts größer ist als der Friede.

Diese Steinsetzungen sind auch Ausdruck von Prestigegewinn über das Leben hinaus, der für die Naga von überragender Bedeutung ist und auch in den Festen für die Dorfbevölkerung, in der Präsentation von Köpfen geopferter Mithuns und Rinder und in Prestige-Kleidung und -Schmuck zum Ausdruck kommt .

Weitere Steininschriften

siehe unten
Karte vom Nagaland
Äußerungen der Baptistenkirchen zur Gewalt
Wandel in den alten Stammeskulturen im Osthimalaya


Ein Straßenschild in Mon,
das auf den Schaden durch die übliche Brandrodung hinweist,
zeigt zumindest das Problembewusstsein bei den Behörden.

Probleme heute

Ein großes Problem im Land ist die weit verbreitete Unsitte, sich auf illegale Weise Geld anzueignen, z.B. durch Bedrohung oder Erpressung oder durch Ausraubung von Busfahrern, wie es einige Teenager bei Mokokchung machten. Dagegen wollen Organisationen der Stämme und der Dörfer, Frauenvereinigungen und die Studentenunion vorgehen. Bei unserem letzten Besuch in Shangnyu im Dezember 2008 passierte es uns, dass ein Einwohner beim letzten Haus des Dorfes mit seinem entsicherten Gewehr in der Hand unser Auto anhielt und uns zwingen wollte, seine minderwertigen Schnitzereien zu kaufen. Nur nach einer langen Auseinandersetzung mit unserem Guide konnten wir unbeschadet weiterfahren.

Drogen und Alkohol werden als weitere Übel gesehen. Im Nagaland gilt deshalb ein grundsätzliches Alkoholverbot wie auch in Mizoram, Manipur und Gujarat. Sogar das selbst gebraute, heimische Reisbier wurde uns im Vergleich zu Arunachal nicht angeboten.

Ein zusätzliches Problem entsteht durch die fremden Einwanderer, besonders aus Bangladesh, die bereits 60% des geschäftlichen Lebens besetzen und die täglichen Märkte in vielen Städten kontrollieren. In Mon teilten sich die Markthändler in zwei Gruppen. Die einheimischen Händler hatten ihre Stände auf der einen Straßenseite und die ortsfremden Händler aus dem Staat Bihar auf der anderen Seite. Man möchte die Entwicklung in Assam, das durch Fremde ausgebeutet wird, wogegen sich die militante ULFA-Guerilla der Bodo wehrt, nicht wiederholen.


Weite Flächen sind durch Brandrodung entwaldet.

Dazu gehört auch die Abholzung der Wälder und der Abtransport der Baumstämme, was dadurch gefördert wird, dass die Eigentumsverhältnisse der Dörfer, die eine wandernde Brandrodung betreiben, nicht klar sind. Die letzten riesigen Bäume von mehreren Metern Durchmesser, die zur Herstellung von Schlaf- und Laufflächen in den Morungs benötigt werden, wurden in den 90er Jahren abgeholzt und verkauft.

Korruption in der Regierung und Mängel im öffentlichen Verteilsystem verschlimmern noch die alltägliche Situation. 2006 konnten wir erst nach Zahlung einer größeren Geldsumme (5000 Rs) das Permit für einen Besuch des Tirap-Distriktes bekommen, wo die Nagastämme der Wancho und Nocte leben.


Das Versprechen der Straßenbaugesellschaft auf einem Straßenschild,
die abgelegenen Gebiete mit dem alles gleichmachenden Mainstream zu verbinden,
wird noch lange nicht in Erfüllung gehen, da die Wege in mühseliger Handarbeit
in völlig unzureichender Art nur stückweise ausgebessert werden.

Wirtschaftliche Entwicklung

Seit 1963 versucht das Land die landwirtschaftliche Acker- und Waldwirtschaft zu entwickeln. Wir haben Pflanzenschulen und ein entstehendes Webtrainings- und Holzbearbeitungszentrum in Diezephe bei Dimapur besucht. Die Herstellung von Webstoffen, Bambus- und Schmiedearbeiten in Heimarbeit soll gefördert werden.

Bergbau zum Abbau vorhandener Metalle ist noch nicht entstanden. Es gibt Vorkommen von Kohle, Öl, Gas, Chrom, Nickel und Eisen. Auf unserer Rundreise im Jahr 2008 sehen wir, dass an der Straße von Mon in die Assamebene Kohle im Tagebau abgebaut wird. Seit zwei Jahren hat sich hier der Kohleabbau in die Berge verschoben. Überall seitwärts der Straße befinden sich Stolleneingänge. Große Kraftwagen haben die Straße total zerstört. Es sieht chaotisch aus.

Die großen Pläne mit einem Tourismusprogramm werden wohl wegen der fehlenden Infrastruktur noch lange nicht zu verwirklichen sein. Außerhalb der Städte gibt es nur wenige Betten in den Circuit-Häusern. Auf fließend Wasser und Elektrizität muss man meistens verzichten. Die durchweg einspurigen Wege sind allerdings 2008 wesentlich besser als 2003.

Verwestlichung der Nagakultur

Der drohende Verlust der traditionellen Nagakultur wurde schon vor über 100 Jahren von Ethnologen festgestellt als eine Folge der Kontakte mit dem britischen Kolonialreich und den christlichen Missionaren. Inzwischen versucht die Regierung von Nagaland durch besondere Pflege der Traditionen die in Sprache und Geschichte so unterschiedlichen Bergstämme zu einen, indem sie seit acht Jahren das 16 Stämme betreffende Hornbillfestival finanziert. Auf einem großen Areal südlich von Kohima wurden Häuser der Stämme errichtet, dazu eine Arena für Tanzaufführungen, zwei Bühnen und ein Shoppingzentrum. Einmal im Jahr findet hier in der ersten Dezemberwoche zur Erinnerung an die Gründung eines autonomen Bundesstaates durch die Inder, zur Pflege traditioneller Werte und für Touristen das Hornbillfestival statt. Dieses Fest hat sich mehr und mehr zu einem Volksfest der modernen Zeit entwickelt. Es wird die Miss Nagaland gewählt, organisiert von der Beauty and Aesthetic Society of Nagaland, es findet eine Motorrallye statt und ein Rock und Pop Wettbewerb. 2008 bewarben sich 22 Bands aus verschiedenen Teilen Indiens. Es kamen über 10 000 Besucher, darunter etwa 200 Touristen aus fremden Ländern. Das ist beachtlich, weil etwa zur gleichen Zeit in Mumbai vom 26.-29.11. durch Anschläge 174 Menschen getötet worden waren und man weitere Attentate erwartete, was zur Stornierung von Reisen führte.


Weihnachtsmann vor einem Stadttor

Das Gesicht des Westens zeigt sich besonders in der Weihnachtszeit durch große rote Weihnachtssterne und Weihnachtsbäume. Seit 2007 stehen auf Häusern, an Straßenecken und vor traditionellen Stadttoren große, ausgestopfte Weihnachtsmänner. Diese westlichen Neuerungen werden als positive Zeichen der Globalisierung von den meisten Menschen begrüßt. Wie wir immer wieder beobachten konnten, haben sich die Jugendlichen ganz der modernen westlichen Zeit zugewandt. Unser Führer Azo wusste nur sehr wenig über die alten Gebräuche und tat sich sehr schwer, nach ihnen zu fragen. Wir hatten den Eindruck, er schämte sich, nach animistischen Bräuchen, Kultplätzen und Anhängern der alten Religion zu fragen.


Eine absonderliche Kombination
Ein Mithunkopf und zwei Nashornvogelköpfe trinken das Blut Christi aus einer Schale.

Die Verbindung von christlichen Inhalten mit alten Naga-Symbolen.

Uns war schon früher aufgefallen, dass unter den christlichen Bildern selbst in baptistischen Häusern blutige Christus-Darstellungen überwogen neben Marienbildern in katholischen Häusern. Maria, die Muttergottheit, wird immer mit ihrem Kind dargestellt. Die Leidende bei der Kreuzabnahme fehlt meist. In Baptisten-Kirchen fehlt jeglicher Schmuck.


Die katholische Kathedrale imitiert die geschwungenen Dächer
der traditionellen Männerhäuser (Morung).

In der riesigen katholischen Kathedrale in Kohima, die den Namen "Cathedral of Mary Help of Christians" trägt, sucht man lange nach einer Marienstatue. Im Zentrum über dem Opfertisch hängt ein übergroßes Kreuz mit dem blutigen Jesus, das zwischen einem Mithungehörn steht. Vor der Altarebene steht ein Kerzenständer mit gekreuzten Nagaspeeren, zwischen denen sich ein stilisiertes Kreuz befindet.

Seitwärts des Altars wird in großen Wandgemälden auf der einen Seite der Sündenfall, die Vertreibung aus dem Paradies und die Geburt des Erlösers dargestellt, dann das Opfer des göttlichen Menschen am Kreuz, auf der anderen Seite sein Erscheinen vor den Grabwächtern, seine Himmelfahrt vor Menschen, die göttlichen Flammen über den Köpfen der Apostel, die Aussendung der Missionare und im letzten Bild als eine katholische Besonderheit, die Übergabe des Himmelsschlüssels an Petrus, den Bischof von Rom. Dieser Hinweis auf die hierarchische Struktur der katholischen Kirche, wodurch gleichzeitig die einzigartige Wahrheit der Katholiken betont wird, ist ein Akzent gegenüber der baptistischen Wahrheit, die sich vielleicht im Individuum "nur" beliebig offenbart. Auffällig sind auch sechs Beichtnischen, wo die Katholiken Reinigung und Vergebung von einer Schuld finden.

Die Sakramentskapelle wie auch die große Kathedrale sind mit vorgezogenen Dächern im Stile eines Morung gebaut. Statt des üblichen ewigen Lichtes hängt hier in der Mitte ein Kopfgehänge.


Ein Stadttor von Kigwema mit alten Nagasymbolen und Ausschnitte aus den Eingangstüren zur Kathedrale
Unter einer Reihe von Nashornvögeln jeweils ein Kreuz, auf dem ein Kopf bzw. eine Christusgestalt mit gekreuzten Waffen zu sehen ist. Das Kreuz wird von einem Mithungehörn umfasst.

Nach der Aussage des Bischofs von Kohima zeigen die gekreuzten Speere, dass sie nicht benutzt werden, dass man auf Rache z.B. verzichtet. Die Mithunhörner weisen als Staatssymbol auf die Identität des Christentums mit dem Nagaland hin. Die katholischen Priester kommen aus Südindien und fühlen nicht wie die Naga, aber der Bischof hofft auf ausgebildete Naga-Priester, die die Integration von Naga-Kultur und Kirche weiter entwickeln. Allerdings sagt auch er, dass die jungen Leute ihre Kultur zu einem gewissen Grad aufgeben.

Steintafel in der kath. Kathedrale zu Kohima

"Katholische Mission:

1847 bei den Zeliang von Dacca aus
1908 Salvatorianer bei den Phom/Tamlu
1948 Kohima
1952 erste Taufe
1957 erste Kapelle
1951 Diözese Dibrugarh
1965 erste Schule
1970 Jesuiten
1973 Diözese Kohima

Kathedrale „Maria, Hilfe der Christen“ für 3000-15000 Menschen

Baptisten-Mission

1872 Ankunft von Clark
1881 Missionszentrum Molung bei den AO und in Kohima
1885 in Wokha"


Straßenschild im nördlichen Nagaland

Äußerungen der Baptistenkirchen zur Gewalt:
"Du sollst nicht morden"

Obwohl die Gewalttätigkeiten im Nagaland trotz der öffentlichen Bekentnisse zum christlichen Glauben andauern, ist das Leben in diesen Regionen der Kopfjäger im Vergleich zu alten Zeiten weitaus friedvoller geworden. M.Ganguli berichtet von einem Krieger aus Pangsa, der sich ähnlich äußerte.

Es ist gut, dass es der Regierung endlich gelungen ist, die Kopfjagd zu unterbinden. Früher fanden wir zur Feldarbeit überhaupt keine Zeit; wir mussten für ständige Kriegsbereitschaft sorgen und außerdem Frauen und Kinder vor Überfällen schützen. Unsere Frauen lebten in ständiger Angst. Salz mussten wir mühsam aus den Solequellen gewinnen; jetzt genügt es, nach Noklak zu gehen. Dort bekommen wir Salz, soviel wir wollen. Und niemals hätten wir auch nur im Traum daran gedacht, dass wir unsere Kinder zur Schule schicken werden.

Die Nagakirchen predigen Liebe und wollen das Verbot des Tötens zur allgemeinen Grundlage einer christlichen Moral machen.

So formuliert der Präsident des Rates der Naga-Baptisten-Kirchen, der zu einem Kreuzzug für eine Naga-Moralität aufruft.

Bedrohung, Erpressung, Gewalt, Kämpfe, Töten und Morden dauern unvermindert an.

Eine der wichtigsten Fragen sei,

Wie können wir Freiheit erreichen ohne Blutvergießen und Gewalt?


Einzelne Prediger weisen immer wieder auf die schwierige politische Situation hin:

Die meisten Nagaführer stehen auf der Abschussliste. Wenn verlangtes Geld verweigert wird, dann wird getötet. Führer werden erbarmungslos ermordet...Das Leben hat keinen Wert mehr. Das Nagaland ist ein sterbender Platz. Sie fragen: Wer kann die Fesseln von Hass und Leid brechen? und fordern: Wir müssen diesen Hass und das Töten gänzlich stoppen, damit unsere Kinder in Frieden leben können.

Die indische Armee und andere verbündete Paramilitärs, die Assam Rifles eingeschlossen, haben teil am Töten, Quälen und Vergewaltigen unschuldiger Nagas. Die Sicherheitskräfte haben eine Schreckensherrschaft über das Naga-Volk in Gang gesetzt und jede Art von Gewalttätigkeit gegen unschuldige Bürger.

Meist sprechen und beten die Priester allerdings nicht so direkt von den Zuständen, sondern reden mit den Worten des Gottes der christlichen Bibel:

Siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, dass man der vorigen nicht mehr gedenken wird, noch sie zu Herzen nehmen, sondern sie werden sich ewiglich freuen und fröhlich sein über das, was ich schaffe....

Sie werden Häuser bauen und bewohnen; sie werden Weinberge pflanzen, und ihre Früchte essen. Sie sollen nicht bauen, was ein anderer bewohne, und nicht pflanzen, was ein anderer esse.

Denn mein Volk soll lange leben wie ein Baum. Und meine Auserwählten werden sich erfreuen an dem Werk ihrer Hände. Sie sollen nicht umsonst arbeiten oder Kinder zu ihrem Unglück aufziehen....

Wolf und Lamm werden zusammen fressen und der Löwe wird Stroh fressen wie eine Kuh. Sie werden nicht verletzen oder vernichten, spricht der Gott.
(Jesaya 65,17...25)


Gottgläubige aller Religionen vereinigt euch!
Jesus, der christliche Gott, neben Krischna, dem hinduistischen Gott.
Beide vereint unter dem Mantra OM


Mainstream:
Weihnachtliche Werbung für ein katholisches Fest
mit der amerikanischen Micky Maus und dem traditionellen Hornbill-Vogel

Bienenhaltung und Honiggewinnung

Was lieben die Naga mehr - den Honig oder die weißen Bienenmaden? Auf dem Markt in Kohima wurden neben Hunden, Fröschen, Ratten, Raupen, "Ungeziefer", auch Bienenwaben mit Maden angeboten. Azo und Koj erklärten: „Wir lieben die weißen Maden, die schmecken köstlich. Wir suchen auch die Nester von Hornissen, indem wir Honig mit einem Baumwollbüschel an einen Baum kleben, um dann die Hornissen bis zu ihrem Nest verfolgen zu können.“

In einigen Dörfern sahen wir auch kleine Bienenbeuten, die auf eine fortgeschrittene Bienenzucht verweisen, indem sie bewegliche Rähmchen in Holzkästen mit mehreren Etagen, Absperrgitter und Zusatzkäfige für die Königin und Schutzgitter gegen Mäuse benutzen.

Darüber hinaus schneiden die Imker auch die Honigwaben der wilden Bienen in den Felswänden aus, indem sie sie mit Leitern erreichen. Von diesem Honig, der oft sehr flüssig und unreif ist und deshalb schnell in Alkohol umschlägt, schenkte uns ein Naga eine halbe Flasche, die sich mit einem Plop öffnete und einen alkoholischen Duft verbreitete.


Eine ganz besondere Art von Bienen:
kleine, schwarze Minibienen!

Bei mehreren Reisen nach Nordost-Indien stieß ich in den Bergen vom Nagaland, von Lohit in Arunachal Pradesh und von North-Cachar auf eine neue Honigbienenrasse, zu der ich in der Literatur keine Hinweise fand. Nach dem Aussehen kamen nur die Grabwespen (Passaloecus gracilus) in Frage, aber die leben solitär. Eine weitere Einordnung wäre die Familie der stachellosen Bienen, aber mein Informant sagte mir, sie könnten auch stechen, wenn auch harmlos.

Die kleinen schwarzen Tierchen von der Größe kleiner Fliegen oder Ameisen lebten meist in Klotzbeuten, die draußen am Haus unter dem Dach standen oder an der Wand hingen. Bei meiner Frage nach dem Inhalt der Baumstücke sagte man mir, darin lebten Bienen. Beim Betrachten der spärlichen Bewegungen vor dem Einflugloch, das sich meist durch einen vorgebauten Trichter von etwa 5 cm auszeichnete, konnte ich nicht glauben, dass es sich hierbei um Honigbienen handeln sollte.

Bei meiner letzten Reise durch den indischen Bundesstaat Nagaland stieß ich erneut auf solche Beuten in dem Dorf Nokyan im Bezirk Tuensang. Aber diesmal traf ich einen Imker, der die Minibienen in einem kleinen Bretterkasten hält. Er findet die Völker im Wald, beschneidet der Königin die Flügel und setzt sie in seinen Bretterkasten, den er gut abdichtet, weil diese Bienen sehr kälteempfindlich seien. Nur einmal im Jahr, in den heißen Monaten März-April könne er bei ihnen Honig entnehmen. Der Honig werde nur als Medizin zum Aufstreichen auf Wunden genutzt. Er zeigte mir ein kleines Fläschchen und ließ mich von dem sehr flüssigen Honig dieser Bienen probieren. Er schmeckt etwas säuerlich nach Ameisensäure.

Inzwischen weiß ich, dass sie wohl zur Rasse der stachellosen Bienen (Trigona carbonaria) gehören, die auch in Ausstralien gehalten werden. Ihr Biss ist schmerzhaft wie ein Moskitostich. (s. http://www.aussiebee.com.au/index.html )

Links im Internet:
http://www.nagalandtourism.com/
(Tourismusseite der Regierung vom indischen Bundesstaat Nagaland)
http://www.northeast-india.info/nagaland_2003.htm
(Nagalandseite mit schönen Bildern unserer Reise von unserem kanadischen Ansprechpartner aus Meghalaya, der mit uns zum ersten Mal durchs Nagaland reiste.)

Benutzte Literatur:

J.H. Hutton, Diaries of Two Tours in the Unadministered Area East of the Naga Hills, 1932/2002
Chr. Fürer-von Haimendorf, Die nackten Nagas, 1939/46
Verrier Elwin, Myths of the North-East Frontier of India, 1958
Milada Ganguli, Reise zu den Nagas, 1970/78
Murkot Ramunny, The World of Nagas, 1988/93
V.K.Nuh, Crusade on Naga Morality, 1996
A.Stirn u. P. van Ham, The Seven Sisters of India, 2000
W.Khutsch, Tourism Scenario in Nagaland, 2000
Naga Identitäten, Zeitenwende einer Lokalkultur im Nordosten Indiens, Zürich 2008

Wandel in den alten Stammeskulturen im Osthimalaya

Eine Stellungnahme zum Internetartikel "Ohne Tätowierung bin ich nackt.", Stirn - van Ham
http://parapluie.de/archiv/haut/kopfjagd/

Ohne Tätowierungen bin ich ein moderner Mensch und fühle mich besser

Nur die Alten tragen noch ihre traditionellen Tätowierungen als Zeichen erfolgreicher Kopfjagd.

Ich habe mich gefreut, im Internet einen solch kenntnisreichen Beitrag mit ausgezeichneten Fotos über Stammeskulturen weitab der Route klassischer Indienreisen zu finden. Da ich im letzten Jahr Arunachal Pradesh und auch das Nagaland bereist habe, möchte ich zu dem Aufsatz einige Anmerkungen machen.

Die Autoren sehen das Leben der Bergstämme unter einem sehr romantisch-exotischen Blickwinkel, mit dem auch ich in diese Regionen gereist bin. Aber die Wirklichkeit sieht etwas anders aus.

Die Autoren interpretieren die Tätowierungen und die Riten der Bergstämme als Ausdruck eines kosmischen, weiblichen Fruchtbarkeitsprinzips. Diese Deutung finde ich interessant. Weiter denkend stellte ich mir die Frage, ob nicht auch der Shivakult mit der Verehrung des weiblichen und männlichen Geschlechtsteils in den Tempeln Assams, ob die blutigen Tieropfer für Durga, ob die Benutzung der roten Farbe (Symbol des Blutes) zur Verehrung der hinduistischen Götterstatuen und das Stirnzeichen als Zeichen der magischen Teilhabe an einer kosmischen Kraft des Weiblichen (= Fruchtbarkeit) zu deuten sind, wie die Autoren formulieren.

Meine Einwände:

- Ist dieses Prinzip weiblicher Fruchtbarkeit nicht zu abstrakt ? Berücksichtigt es die kulturgeschichtlichen Entwicklungen? Bei den meisten Stämmen hat der Mann durch seine Stärke und seinen Mut bei der Verteidigung des Dorfes die Bedeutung der Frau und damit das wichtige Prinzip der Vermehrung des Volkes durch die Frau abgelöst. Die mütterliche Erbfolge bei den Kashi ist ein einzelnes Relikt. (s. Bericht über Gründung eines neuen Khasi-Clans)

- Neben der Bedeutung des Kopfes (auch Gliedmaßen!) als fruchtbarkeitsförderndes Element hat die Ausrichtung von Verdienstfesten einen eigenen Wert erhalten. Soziales Verhalten, das Ausrichten von 30 Festen, bei denen jemand der Gemeinschaft jeweils einen Büffel zur Verfügung stellt, wird nach Fürer-Haimendorf (s. Reisebericht von 1923) höher eingeschätzt als die Erbeutung von einem Maximum an Köpfen. Inzwischen hängen die Schädel der geschlachteten Tiere an sehr vielen Häusern und verkünden Ruhm und Ansehen der Bewohner. Das Ausstellen von menschlichen Schädeln ist verboten.

- Als weitere Wandlungen konnte ich bei meinen Reisen durch Arunachal und Nagaland im letzten Jahr feststellen, und das wird bereits 1970 in den Reiseberichten von Milada Ganguli bestätigt, dass die Menschen westliche Kleidung tragen. Auf Grund einer wieder beginnenden Traditionspflege werden bei Festivals wieder neu-alte Kostüme angelegt. Selbstgewebte Tücher mit traditionellen Motiven sieht man noch als zusätzliche Umhänge.

- Die Einflüsse der Medien und der Konsumindustrie zeigen sich ebenfalls im Wandel des Schönheitsbildes einer Frau. Die unter 30jährigen tragen keine Tätowierungen mehr. Die Älteren verbergen oft schamvoll ihre Gesichtstätowierungen. Das ist wohl auch eine Folge der christlichen Missionierung, bei der zunächst alle heidnischen Gebräuche abgelehnt wurden. Das Nagaland ist schließlich zu 90% christlich, vorwiegend baptistisch. Aber auch bei den ApaTanis tragen in einem schamanistischen Umfeld nur noch die alten Frauen Nasenpflöcke, die sie nicht mehr als schön ansehen. Die jüngeren zeichnen bei Festen ihre traditionellen Tätowierungen kurzfristig mit schwarzer Farbe ins Gesicht. Wie uns unser Apatani-Freund Koj Mama mitteilte, wurde die Tradition derTätowierungen und Nasenpflöcke vor etwa 30 Jahren auf Grund des Drucks der sehr einflussreichen Jugendbewegung gestoppt, weil sie in dieser Tradition eine Schwierigkeit für eine "moderne Entwicklung" sahen. Kojs Mutter trägt noch Nasenpflöcke und seine Schwestern und Cousinen haben noch die Gesichtstätowierungen.

- Die Bewohner sehen es auch als einen Fortschritt an, wenn sie die alten romantischen Palmblattdächer durch Wellblechdächer ersetzen können.

Ich habe mich gefreut, auf diese Weise in Kontakt treten zu können zu Kennern, die auch durch Druckpublikationen auf diese Kulturen hingewiesen haben.

Berichte über meine Rundreisen und meine Auseinandersetzungen mit einigen interessanten Kulturen Indiens kann man auf meiner Homepage nachlesen.

http://neuenhofer.de/guenter/Arunachal/arutexte.html


Eingang ins Paradies für Romantiker und Ethnologen


(2003 vor Sangnyu)

Ende der Zivilisation westlicher Prägung?

Nagaland 2003
Nagaland 2008/2009
Reise zu den Wancho- und Nocte-Naga in Tirap/
Arunachal Pradesh, 2006/7
Reise zu den Zeme-Naga in den North Cachar Hills/Assam, März 2008

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