11. Die Geister wohnen auf dem Blumenberg
Mt. Popa

Wie mehrfach auf dieser Reise fahren wir vor Sonnenaufgang los. 13 Stunden werden wir für die Fahrt von Bagan in die Shan-Berge nach Kalaw brauchen. Im Morgengrauen kommen uns immer wieder Palmsaftzapfer mit ihren Töpfen entgegen. Den süßen Saft können sie nur morgens ernten, abends gibt es den herberen.
Ochsenkarren sind unterwegs. Überladene Laster und Pickups, in denen die Menschen in zwei Etagen übereinander stehen und sogar außen an den Seiten hängen. Diese Pickups ersetzen hier auf dem Land die Busse. Die Straße ist so schmal, dass immer ein Auto in den Sand des Straßenrandes ausweichen muss. Manchmal endet die Asphaltdecke ganz und wir fahren ein Stück durch den trockenen, feinen Sand.
Nach dem obligatorischen Stopp bei Sonnenaufgang steuern wir zunächst den Mt. Popa an. Auf dem Mt. Popa wohnt der König der Nats, Sakkar oder Indra genannt. Der Tempelfelsen ragt etwa 600m über dem Talgrund. Er wird nicht nur von den Geistern beansprucht, sondern auch von den Affen, die sogar pilgernde Nonnen anfallen und ihren geschorenen Kopf zerkratzen, wenn sie nicht das bekommen, was sie möchten, nämlich Kekse, und nicht immer nur Bananen.

Auf der oberen Plattform treffen wir einen eitlen Mönch, der für ein Foto seine Kleider neu ordnet, seinen Stab nimmt und für uns stramm steht. Dann zeigt er uns seine Bilder aus der Navy-Zeit und das Bild eines Jünglings mit Schmachtlocke . "Das war ich vor 20 Jahren."

Darauf gibt er uns seine Adresse und wünscht, dass wir ihm die Bilder zuschicken. Dabei weist er auf einen Brief aus Holland hin. Neben ihm knien Shan-Frauen im Gebet vertieft, den Rosenkranz in der Hand, unbeeindruckt von der Show des Mönchs. Später kommt eine der Frauen auf uns zu, nimmt eine Hand Christas und versucht sie zu küssen. Christa ist so beschämt, dass sie ihre Stirn auf die Hand der Pilgerin beugt.
An den Verkaufsständen hängen Hampelmänner als Supermann und Nikolaus. Dort stehen große Eulen, von denen man zwei braucht, damit man zu viel Geld kommt. Ebenfalls stehen dort in allen Größen rote Eier mit einem weißen Gesicht, die man rollen kann, so viel man will, sie stellen sich immer wieder aufrecht hin. Sie müssen als Glücksbringer sehr wirksam sein, weil sogar unser eitler Mönch ein solches Glücksgesicht als Knauf auf seinen Wanderstab geklebt hat.

Neben den Nats, die eines unnatürlichen Todes gestorben sind, gibt es noch die Naturgeister, die 37 Nats, die die Wohlfahrt und den Bestand des Reiches garantieren sollen, die vom Indra-Sakka, dem König der Nats regiert werden und ferner noch die Gottheiten des hinduistischen Pantheons, die als Beschützer des Buddhismus und Bewahrer der Lehre gelten.

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